Kardiometabolischer Stress

Gyn-Depesche 4/2016

Kurz aufeinander folgende Schwangerschaften erhöhen das Herz-Kreislauf-Risiko

Eine Schwangerschaft stellt für das mütterliche Gefäßsystem und den Stoffwechsel eine erhebliche Belastung dar. Ob ein zweiter solcher „Stresstest“ in kurzem Abstand das kardiovaskuläre Risiko beeinflusst, untersuchten australische Forscher.

Aus dem Geburtenregister des australischen Staates New South Wales gingen die Daten von 216 467 Frauen mit zwei aufeinanderfolgenden Lebendgeburten hervor. Mehrlingsschwangerschaften sowie Frauen mit bereits bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren – etwa Diabetes, Hypertonie, Frühgeburten oder SGA-Babys – waren ausgeschlossen. Die Nachbeobachtungszeit betrug 5,7 Jahre. Währenddessen kam es zu 551 kardiovaskulären Ereignissen.
Multivariable Regressionsanalysen ergaben: Sowohl ein sehr kurzes als auch ein sehr langes Zeitintervall zwischen zwei Schwangerschaften erhöhte das maternale Herz-Kreislauf-Risiko. Bei einem Abstand von weniger als zwölf Monaten stieg es um 56%, bei 24 bis 59 Monaten um 40%, und bei mehr als zehn Jahren sogar auf das Dreieinhalbfache. Als Referenz diente jeweils ein Geburtenintervall von 18 bis 23 Monaten.
Eine ähnliche U-förmige Assoziation mit dem Schwangerschaftsabstand ist von anderen perinatalen Komplikationen – etwa dem Risiko für Frühgeburten, SGA-Babys oder Präeklampsie – bereits bekannt. Die mangelnde Erholungszeit nach dem physiologischen Stress von Schwangerschaft, Geburt und Laktation spielt dabei offensichtlich eine Schlüsselrolle. Die ökonomische und psychische Belastung durch die Erziehung mehrerer Kinder mit geringem Altersabstand könnte das kardiovaskuläre Risiko zusätzlich erhöhen. Auf der anderen Seite beeinträchtigt die lange Verzögerung einer zweiten Schwangerschaft möglicherweise die Adaptationsfähigkeit des Gefäßsystems. CW
Quelle:

Ngo AD et al.: Association between interpregnancy interval and future risk of maternal cardiovascular disease – a population-based record linkage study. BJOG 2016; 123: 1311-8

ICD-Codes: O99.2

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