Alternativen zur Antibiose bei bakterieller Vaginose

Gyn-Depesche 4/2021

Laktobazillen, Präbiotika, Saccharose ...

Trotz initial hoher Heilungsraten durch die Standard-Antibiotikatherapie rezidiviert die bakterielle Vaginose häufig. Als Alternative oder Zusatzbehandlung kommen vor allem Probiotika in Betracht. Ein Überblick.
Auch nach erfolgreicher Behandlung der bakteriellen Vaginose (BV) mit Standard- Antibiotika besteht ein hohes Rezidivrisiko. Eine Gruppe von Schweizer Wissenschaftlerinnen durchsuchte deshalb die Literatur nach relevanten Studiendaten zu nicht-antibiotischen Alternativen.
In neun randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) wurden Laktobazillen als Monotherapie eingesetzt, meist in lokaler Applikation. Gegenüber Placebo zeigte sich in allen RCT eine bessere Heilungsrate – allerdings waren die Unterschiede nach 20 bis 40 Tagen in nur in einer Studie signifikant. Auch im Vergleich zu Metronidazol, pHsenkenden Vaginaltabletten oder lokalen Antiseptika schnitten topische Probiotika mindestens gleich gut ab. Zwei kleinere RCT prüften die Wirksamkeit einer Kombination von L. acidophilus und Östriol in Form von Vaginaltabletten. Hier erwies sich die Behandlung im Vergleich zu Placebo als wirksamer, relativ zu Metronidazol als gleichwertig oder leicht unterlegen.
Kein signifikanter Benefit ergab sich für eine orale Präbiotikagabe zusätzlich zur Metronidazol-Therapie in der Analyse von sechs RCTs. Auch die topische Anwendung von Laktobazillen plus Östriol als Add-on zur Antibiose brachte in einer dreiarmigen Studie keinen Vorteil.
Laktat-Vaginalgel erwies sich in vier RCTs zur Behandlung der BV als effektiver, verglichen mit Placebo und ähnlich wirksam wie die Therapie mit Metronidazol. Gleiches galt für ein vaginales Saccharose-Gel, das in einer kleinen Studie zur Anwendung kam. In acht RCTs erfolgte im Anschluss an eine Standard-Antibiose eine topische Applikation von Milchsäurebakterien über einen Zeitraum von sieben Tagen bis sechs Monate. Im Hinblick auf die Heilungs- und Rezidivrate, Symptomverbesserung, Fluor und vaginale Besiedlung schnitt die Studiengruppe fast durchgängig besser ab als die Vergleichsgruppe mit einer Placebooder gar keiner Zusatzbehandlung. In einer relativ großen Studie mit 187 Teilnehmerinnen blieb der Unterschied allerdings unterhalb des Signifikanz-Niveaus. Zur Prävention einer BV bei aktuell gesunden Frauen mit oder ohne vorherigen Rezidiven erwiesen sich orale und lokale Laktobazillen ebenfalls als wirksam.
Aufgrund der hohen Heterogenität der Studien reicht die Evidenz zwar nicht für konkrete Therapieempfehlungen, dennoch sprechen die Ergebnisse dafür, dass eine probiotische Behandlung der BV für viele Patientinnen eine erfolgversprechende Behandlungsoption sein könnte. CW
Quelle: Tidbury FD et al.: Non-antibiotic treatment of bacterial vaginosis - a systematic review. Arch Gynecol Obstet 2020; doi: 10.1007/s00404-020-05821-x
ICD-Codes: N76.0

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