Wie Markus Kowarik, Tübingen, berichtete, hatten (Stand 7/2020) weltweit mehr als 170.000 Menschen Ocrelizumab (OCR) erhalten. Aktuelle Daten der unverblindeten Extensionsphasen (OLE) der OPERA-I-/II-Studien zeigen, dass die Behinderungsprogression bei Patienten mit schubförmiger MS (RMS, d. h. RMS plus SPMS mit aufgesetzten Schüben) – bei weiterhin günstigem Sicherheitsprofil – anhaltend verlangsamt wird. So war das Risiko für eine über 48 Wochen bestätigte EDSS-Progression (CDP48) bei RMS-Patienten, die über 6,5 Jahre kontinuierlich OCR erhielten, gegenüber jenen, die initial mit Interferon beta-1a (s.c.) behandelt und später auf den CD-20-Antikörper umgestellt wurden, signifikant um 28 % reduziert (p = 0,012). Am Ende zeigten 20,3 % vs. 16,0 % eine CDP48 (p = 0,049).
Ähnliches trifft auf die primär progrediente MS (PPMS) in den OLE-Phasen der ORATORIO-Studie zu: Bei von Anfang an mit OCR behandelten Patienten wiesen nach sieben Jahren 54,2 % vs. 65,7 % der initialen Placebo-Gruppe eine CDP48 auf, das Risiko verringerte sich damit um 31 % (p < 0,001). Eine frühe, effektive MS-Therapie, betonte Kowarik, bietet den Patienten langfristig eine bessere Prognose. Aktuellen Sicherheitsanalysen zufolge ergaben sich bei längerer Behandlungsdauer mit OCR keine Hinweise auf ein erhöhtes COVID-19-Risiko. Außerdem zeigen internationale Pharmakovigilanzdaten von Roche, dass COVID-19-Infektionen bei den Patienten unter OCR-Therapie – vergleichbar mit den Verläufen in der Bevölkerung – überwiegend mild bis moderat verliefen. Kowarik zufolge „scheint auch die Sterblichkeitsrate von COVID-19 zwischen Ocrelizumab-Patienten und der Allgemeinbevölkerung ähnlich zu sein“.
Auf die hohe Adhärenz mit der OCR-Therapie wies auf dem Symposium Lukas Cepek, Ulm, hin. U. a. zeigt die Interimsanalyse von Real-World-Daten aus der deutschen nicht-interventionellen Studie CONFIDENCE eine Persistenzrate über 18 Monate in der Gesamtpopulation von 97 % (RMS: 96,3 %; PPMS: 96,7 %). JL