Experten aus Boston, Massachusetts, haben speziell diesen Aspekt beleuchtet. In Studien mit erweiterter quantitativer Urinkultur (EQUC) und 16S-rRNA-Gen-Sequenzierung wurden in solchen Proben die Gattungen Lactobacillus, Corynebakterium, Streptococcus, Actinomyces, Staphylococcus, Gardnerella und Bifidobacterium nachgewiesen.
Bei Frauen mit Dranginkontinenz fand man andere Urobiom-Signaturen im Vergleich zu kontinenten Frauen. Bei überaktiver Blase wurde ein Defizit an Lactobacillus- und eine Zunahme von Proteus-Arten (davon viele pathogen) gezeigt. Das undurchsichtige Syndrom der interstitiellen Zystitis ging vermindertem Vorkommen von Lactobacillus acidophilus einher; der Keim hat bekanntermaßen antientzündliche Eigenschaften. Bei Stressinkontinenz war ein Zusammenhang mit der bakteriellen Diversität nicht so deutlich.
Harnwegsinfektionen werden anscheinend durch Anomalien des Urobioms begünstigt. Das Urobiom beeinflusst auch die Behandlungsergebnisse bei Harninkontinenz. Die Bakterien-Diversität hat etwas mit der Reaktion auf anticholinerge Medikamente zu tun. Mehrere Studien haben schließlich auch einen Zusammenhang zwischen Urobiom und den verschiedenen konventionellen Risikofaktoren für Harninkontinenz aufgedeckt.
Die modernen „-omics“-Techniken haben es ermöglicht, typische mikrobielle Communities auch in der Blase zu definieren. Dazu sind inzwischen weitere Spezifizierungen gekommen (Transcriptomics, Proteomics, Metabolomics). Die Analyse der Bakterienflora geht inzwischen über die Gattungs-Ebene hinaus und schließt auch die Muster von Typen, Spezies und Stämmen ein.
Ein weiteres Feld für die künftige Forschung ist die Besiedlung mit Bakteriophagen. Ein großes Ziel ist die Wiederherstellung der Harntrakt-Integrität mit lebenden Biotherapeutika. Auf die Blase zugeschnittene Probiotika könnten zu einem Weg zur Blasengesundheit für die Patientinnen werden. WE