Hormonelle Kontrazeptiva

Gyn-Depesche 5/2015

Magere Datenlage für junge Mädchen

Obwohl hormonelle Kontrazeptiva, vor allem die Pille, auch an sehr junge Mädchen verschrieben werden, fehlen für die allermeisten Präparate entsprechende Studien zum Einsatz bei Kindern.

US-amerikanischen Studien zufolge verwendet etwa jedes vierte Mädchen unter 18 Jahren ein hormonelles Kontrazeptivum. Insbesondere die Pille wird darüber hinaus oft auch aufgrund anderer Indikationen verordnet – etwa bei Zyklusunregelmäßigkeiten, menstruationsassoziierten Beschwerden oder Akne. Da teilweise schon Zehn- bis Zwölfjährige menstruieren, nehmen auch sie bereits hormonelle Verhütungsmittel.
Trotz ihrer weit verbreiteten Verwendung bei Kindern und Jugendlichen existieren für die meis ten hormonellen Kontrazeptiva keine adäquaten Studien in pädiatrischen Populationen. Teilnehmerinnen unter 18, zumindest aber unter 16 Jahren, sind bei fast allen Studien ausgeschlossen. Daten zur Wirksamkeit und Verhütungssicherheit bei Jüngeren werden lediglich extrapoliert. Das missachtet jedoch die Lebensrealität adoleszenter Mädchen.
Die wenigen vorliegenden pädiatrischen Studien belegen zudem, dass die Pharmakodynamik bei Kindern oft eine völlig andere ist. So beeinträchtigen beispielsweise DMPA und orale hormonelle Kontrazeptiva bei Heranwachsenden das Knochendichtewachstum – was nach Erreichen der maximalen Knochenmasse keine Rolle mehr spielt. Auch die Gewichtszunahme durch hormonelle Kontrazeptiva folgt bei Erwachsenen offenbar anderen Mechanismen: Eine bestehende Adipositas scheint bei Kindern das Risiko zu erhöhen, bei Erwachsenen eher zu reduzieren. Über den Einfluss der Pille auf die Koagulation weiß man bei Jugendlichen unter 18 Jahren praktisch nichts. Immerhin fallen aber bis zu 5,9% aller Kontrazeptiva-assoziierten venösen Thromboembolien in diese Altersgruppe.
Verschärft wird die mangelnde Datenlage durch die Tatsache, dass hormonelle Kontrazeptiva zu den Medikamenten gehören, die über eine lange Zeit von gesunden Menschen genommen werden. Ein US-amerikanisches Pädiaterteam fordert deshalb neue Studien. CW

Quelle:

Bonny AE et al.: Hormonal contraceptive agents: a need for pediatric-specific studies. Pediatrics 135 (2015) 4-6

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