Ovarialkarzinom

Gyn-Depesche 4/2020

Magma spielt eine wichtige Rolle

Ausgehend von der Pathogenese von „high-grade“ serösen Ovarialkarzinomen (HGSOC) werden verschiedene neue Behandlungsstrategien für das OC vorgestellt.
Die HGSOC bilden die Hauptgruppe der Typ-II-Ovarialkarzinome. Studien konnten bestätigen, dass viele HGSO-Karzinome ihren Ursprung in den fransenförmigen Ausläufern des Eileiters haben. Als einen weiteren Ursprung vermutet man kortikale Inklusionzysten der Eierstöcke (CIC, cortical inclusion cyst). Noch komplexer gestaltet sich das OC durch die während der Progression auftretende intra- und intertumorale Heterogenität. Diese Heterogenität entsteht vor allem durch genetische sowie epigenetische Veränderungen und der dadurch angetriebenen klonalen Expansion vor allem auch von Krebsstammzellen (CSC, cancer stem cells). Diese Zellen sind anpassungsfähiger an sich veränderndes Mikromillieu und behandlungsresistenter. Schon eine geringe Anzahl von CSC kann zur erneuten Tumorgenese führen. Die Metastasierung des OC verläuft in den meisten Fällen peritoneal, wobei diese auch über den Lymph-und Blutstrom erfolgen kann. Eine wichtige Rolle spielt hierbei das Magma, ein Mitochondrienassoziiertes Signalmolekül des GM-CSF (granulocyte macrophage colony stimulating factor), das essenziell für die Lebensfähigkeit von eukaryontischen Zellen und in HGSOC hoch exprimiert ist. Zudem konnte in Zellkulturstudien an Glioblastomzellen und -stammzellen gezeigt werden, dass ein Magma-Inhibitor, B#9, die Proliferation sowie Migration dieser reduzierte.
Aber auch andere Behandlungsansätze werden verfolgt. So nutzt man zum Beispiel die Überexpression des Folsäurerezeptors (FR) in OC-Zellen, um einen mit Maytansinoid beladenen anti-FRα-Antikörper zur Behandlung einzusetzen. Auch an Nanopartikel gekoppelte Medikamente, von denen man sich eine präzisere Dosierung der Medikation erhofft, wurden entwickelt. Auf dem Gebiet der Immuntherapie werden Kombinationen aus verschiedenen Immuncheckpointinhibitoren (ICI), aber auch Kombinationen aus ICI und Chemotherapeutika oder epigenetische Therapien sowie Kombinationen aus Angiogenesehemmern und PARP(PolyADP-ribose-Polymerasen)-Inhibitoren in klinischen Studien untersucht. Des Weiteren findet die metronomische Chemotherapie entweder als alleinige Therapie oder in Kombination mit einem ICI Anwendung. Ein weiterer innovativer Ansatz ist das aus Patientenmaterial gewonnene Tumor-Organoid-Modelling, mithilfe dessen man vorab ein Medikamentenscreening durchführen kann. Zur Anwendung kommen zudem CSC-basierende Therapien, die auf spezifische Oberflächenrezeptoren und intrazelluläre Marker von CSC abzielen. N icht z uletzt v ersucht m an b asierend a uf d en s pezifischen metabolischen Profilen von OC-Zellen und CSC passende Inhibitoren einzusetzen. GH
Quelle: Ahmed N et al.: Ovarian cancer, cancer stem cells and current treatment strategies: A potential role of magmas in the current treatment methods. Cells 2020; 9(3): 719

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