Kryokonservierung

Gyn-Depesche 6/2022

Mehr Krebs nach Kryotransfer?

Weltweit steigt der Anteil der Schwangerschaften, die durch den Transfer kryokonservierter Embryonen erzielt werden. Das könnte das Krebsrisiko für die Kinder erhöhen, wie eine große Kohortenstudie zeigte.
In Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden kamen in jeweils 20 bis 30 Geburtsjahrgängen knapp acht Millionen Kinder zur Welt. 171.774 (2,2 %) wurden mithilfe assistierter Reproduktionstechniken (ART) gezeugt. Während des Follow-ups von 12,5 bzw. 9,9 Jahren verzeichnete man in der Gruppe mit spontaner Konzeption 16,7 und bei den ART-Kindern 19,3 Krebsdiagnosen pro 100.000 Personenjahre. Nach der Adjustierung an potenzielle Störfaktoren wie das maternale Alter oder Mehrlingsschwangerschaften ergab sich kein signifikanter Unterschied des Krebsrisikos. Bei der Betrachtung einzelner Entitäten fand sich jedoch nach ART ein um 89 % erhöhtes Risiko für epitheliale Tumoren und Melanome. Nach einem Kryotransfer erkrankten 48 Kinder an Krebs (30,1 pro 100.000 Personenjahre). Das entsprach einem um 59 % höheren Risiko als bei Kindern, die nach einem Frischzyklus geboren wurden. Gegenüber einer spontanen Konzeption stieg das Krebsrisiko um 65 %. Auf mehr als das Doppelte erhöht zeigte sich das Leukämierisiko, wie die Forschenden berichteten.
Auch wenn die Fallzahlen gering waren, halten die Autoren angesichts ihrer Ergebnisse die steigende Verbreitung der „Freeze all“-Strategie ohne klare Indikation für bedenklich. CW
Quelle: Sargisian N et al.: Cancer in children born after frozen-thawed embryo transfer: A cohort study. PLoS Med 2022; doi: 10.1371/journal. pmed.1004078

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