Hormonersatztherapie

Gyn-Depesche 2/2021

Mehr Lebensqualität – und Immunschutz?

Die Hormonersatztherapie (HRT) verbessert offenbar nicht nur klimakterische Befindlichkeitsstörungen, schützt Gefäße und Knochen, sondern bietet Anwenderinnen zudem einen gewissen Immunschutz – eine Beobachtung, die auch Daten aus der aktuellen Coronapandemie bestätigen. Dennoch erhält nur jede fünfte Patientin mit Indikation eine HRT.

Die immunmodulatorische Wirkung weiblicher Sexualhormone ist mittlerweile gut untersucht. Der Internist und Pharmakologe Dr. Christian Mang aus Mainz verweist in diesem Zusammenhang auf eine vergangenes Jahr im Fachmagazin Endocrinology publizierte Übersichtsstudie, der zufolge Östrogene die Bildung proinflam- matorischer Zytokine unterdrücken – darunter die Interleukine 1 und 6 sowie TNF-α, die man für Entgleisungen des Immunsystems unter anderem bei COVID-19 verantwortlich macht. Gleichzeitig kurbeln Gestagene die Produktion von Zytokinen mit antientzündlichem Effekt an. „Weibliche Sexualhormone scheinen also eine immunprotektive Wirkung zu besitzen, ähnlich der, die bereits von Glucocorticoiden bekannt ist“, berichtet Mang. Das könnte erklären, weshalb hormonaktive Frauen und solche unter HRT ein nachweislich geringeres Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 haben als postmenopausale Frauen ohne HRT. Studien zum therapeutischen Nutzen der HRT bei COVID-19 laufen zwar noch, im Rahmen einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung könne eine HRT jedoch schon jetzt als unterstützende Maßnahme im Krankheitsfall angedacht werden, so Mang abschließend. RG
Quelle: Symposium: „Agieren ist besser als Reagieren – HRT jetzt!“, im Rahmen des BVF Fortbildungskongress 2021; 5.3.2021

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