Die meisten Daten über Fertilitätsstörungen durch EDC liegen zu Diphenyldichlorethen (DDE), einem Abbauprodukt des Insektizids DDT, und den als Kunststoff-Weichmacher verwendeten Phthalaten vor. Für ihre Berechnung der direkten und indirekten volkswirtschaftlichen Kosten kombinierten die Autoren die Ergebnisse epidemiologischer Studien zur Exposition der Bevölkerung der EU mit den beiden Umweltgiften und zur Assoziation von DDE mit chirurgisch diagnostizierten Uterusmyomen bzw. Phthalaten mit Endometriose.
Mit zunehmendem DDE-Serumspiegel (ab 1000 ng/g) stieg das Myomrisiko in der nach Perzentilen eingeteilten weiblichen Bevölkerung um 11 bis 51%. Bei einer jährlichen Inzidenz von 2,227 Myomfällen pro 1000 Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter ergaben sich daraus pro Jahr 0,25 bis 1,15 zusätzliche Erkrankungsfälle. Dies entspricht 56 700 Interventionen in der EU im Jahr 2010 aufgrund von behandlungsbedürftigen DDE-bedingten Myomen, wofür die Autoren 163 Millionen Euro veranschlagten.
Das Endometrioserisiko kletterte pro Logarithmusstufe der Phthalatkonzentration im Urin um 35%. Daraus errechneten die Autoren bei einer Inzidenz von 3,5 pro 1000 jährlich 145 000 Fälle, die auf eine erhöhte Phthalat-Belastung zurückgehen. Die damit verbundenen Kosten in der EU bezifferten sie auf 1,25 Milliarden Euro.
Das sei aber nur die Spitze des Eisbergs, betonte das Expertengremium, da sie nur zwei EDC und zwei der häufigsten reproduktiven Erkrankungen in einem sehr konservativen Ansatz untersucht hätten. Weit mehr als die berechneten knapp 1,5 Milliarden Euro könne man einsparen, wenn es gelänge die EDC-Exposition insgesamt zu minimieren. CW