Zervixkarzinom

Gyn-Depesche 2/2016

Metastase von der Zervix in die Klitoris

Eine 68-jährige Patientin mit Zervixkarzinom im Stadium IV litt seit einem Monat unter einer vergrößerten, schmerzhaften Klitoris. Nennenswert aus ihrer Anamnese waren Klappenersatz-Operationen und eine laufende Antikoagulation mit Warfarin. Zunächst war die Diagnose einer Harnwegsinfektion gestellt und mit Antibiotika behandelt worden. Nach einer Woche dachte man an einen Abszess und gab weiter Antibiotika. Es trat aber keine Besserung ein.
Man untersuchte die Frau wegen der Schmerzhaftigkeit unter Narkose. Man fand eine derbe, stark vaskularisierte Klitoris, die 1,75 x 1 cm maß. Nach Retraktion der Vorhaut zeigte sich ein Grat an der Basis. Um die Schmerzen zu beseitigen, führte man eine Klitoridektomie durch. Die Histologie ergab ein metastatisches, mäßig bis gut differenziertes Adenokarzinom. Ausgangspunkt war die Zervix und die Resektion hatte die Schmerzen beseitigt. Man etablierte bei metastatisiertem Zervixkarzinom eine Chemo-Radiotherapie. Die Patientin verstarb nach sieben Monaten an Komplikationen ihres malignen Leidens.
Wie die Autoren aus Ann Arbor, Michigan, erläutern, können Metastasen in der Klitoris von Primärtumoren in Blase, Nieren, Endometrium, Gastrointestinaltrakt und Mamma ausgehen. Bei einem Zervixkarzinom sind solche Absiedlungen extrem selten. Die Route der malignen Ausbreitung ist unklar. Differenzialdiagnosen sind Hypertrophie (hormonell bei Ovar- oder Nebennieren-Tumoren), Zysten, gut- und bösartige Neubildungen, Varikosis, Priapismus und Infektionen.
Der Arzt sollte bei schmerzhaft vergrößerter Klitoris stets auch an eine Metastasierung eines malignen Tumors denken. WE
Quelle:

Papoutsis D et al.: Metastatic adenocarcinoma to the clitoris from the cervix. Am J Obstet Gynecol 2015; 213: 738.e1

ICD-Codes: C53.9

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