Kongressbericht 44. San Antonio Breast Cancer Symposium

Arzt-Depesche 1/2022

Mit gezielten Therapien Patientinnen helfen

Zu den Highlights aus der Brustkrebsforschung zur Prävention, Diagnose und Therapie des Mammakarzinoms zählten auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2021 nicht nur die Vorstellung neuer Studiendaten zu Therapien des Mammakarzinoms, sondern auch die Präsentation neuer Diagnoseverfahren, Diskussionen über den wachsenden Stellenwert der Genomik bei der Therapieplanung und zu zielgerichteten personalisierten Behandlungsansätzen.
ER-positiver/HER2-negativer metastasierender Brustkrebs
Für Patientinnen mit Östrogenrezeptor( ER)-positivem/humanem-epidermalem Rezeptor(HER)2-negativem metastasierendem Brustkrebs (mBK), die nach einer vorangegangen Therapie weiterhin progredient sind, gibt es nun Hoffnung in Form eines oralen selektiven Östrogenrezeptorherunterregulators (SERD). In der Phase-III-Studie EMERALD wurde der orale SERD Elacestrant an 477 postmenopausalen Patientinnen mit ERpositivem/ HER2-negativem mBK, die nach einer vorangegangenen endokrinen Therapie und einer Behandlung mit CDK(cyclin-dependent kinase)4/6-Inhibitoren weiterhin progredient waren, im Vergleich zur Standardtherapie mit Fulvestrant oder einem Aromatase-Inhibitor getestet. Dabei bestand für die Patientinnen im Elacestrant-Arm ein um 30 % niedrigeres Sterberisiko oder Risiko zur Krankheitsprogression als im Standardarm. Bei Patientinnen mit mutiertem Östrogenrezeptor( ESR)-1-Gen lag dieser Prozentsatz sogar bei 45 %. Interimsanalysen zeigten in Bezug auf das Gesamtüberleben einen Vorteil für Elacestrant. Obwohl unter diesem SERD mehr Nebenwirkungen auftraten als im Standardarm, traten in keinem der beiden Therapiearme behandlungsassoziierte Todesfälle auf.
 
Vielversprechende Wirksamkeit von Prüfpräparaten bei HER2- positivem Brustkrebs
Bei Patientinnen mit vorbehandeltem HER2-positivem BK erwies sich das Prüfpräparat Pyrotinib, ein dualer Kinase-Inhibitor von epidermalen Wachstumsfaktorrezeptoren, in Kombination mit einer Chemotherapie als vielversprechend. So konnte in einer chinesischen Patientenkohorte gezeigt werden, dass das Sterberisiko unter der Kombination von Pyrotinib mit Capecitabin 31 % geringer war als unter dem Tyrosinkinase-Inhibitor Lapatinib und Capecitabin. Zudem profitierten die Patientinnen im Pyrotinib-Arm von einem signifikant längeren progressionsfreien Überleben als diejenigen im Lapatinib-Arm. Laut Daten der Phase- III-Studie PADA-1 könnten Patientinnen mit Mutationen des ESR1-Gens von einer frühzeitigen Gabe einer Kombination aus dem Zytostatikum Fulvestrant und dem Zellzyklusinhibitor Palbociclib stark profitieren. So konnte gezeigt werden, dass bei Patientinnen mit Mutationen im ERα-Gen eine frühzeitige Umstellung auf eine Kombination aus Fulvestrant und Palbociclib zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) von 5,7 auf 11,9 Monate führte.
 
Zukunftsvisionen bei triplenegativem Mammakarzinom
Anhand einer neuartigen Technologie zur Untersuchung der Proteinexpression auf Einzelzellebene gepaart mit der räumlichen Darstellung der Zellen im Tumormikromilieu (TME) könnte es möglich werden, das Ansprechen auf eine neoadjuvante Immuntherapie beim triple-negativen Mammakarzinom vorherzusagen. So wurde mittels Massenzytometrie gezeigt, dass die unter Hinzunahme von Atezolizumab zur Chemotherapie beobachtete Anreicherung von PD-L1-, Indoleamin-2,3-Dioxygenase(IDO)- sowie CD56-exprimierender Zellen mit einer höheren pathologischen Remission (pCR) assoziiert war.
 
Multigentest für Therapieentscheidung
Resultate der SAFIR02-BREAST-Studie ergaben, dass Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom von einer auf den genomischen Hintergrund abgestimmten Therapie profitierten. Dabei erwies sich die Einteilung der genomischen Alterationen in die Stufen I/II der ESCAT (ESMO Scale for Clinical Actionability of molecular Targets) als sehr vorteilhaft. So führten Therapien, die auf die Einordnung genomischer Alterationen nach den Stufen I/II der ESCAT abgestimmt waren, zu einer signifikanten Verbesserung des PFS im Vergleich zur beibehaltenen Chemotherapie. GH

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