Die Körperkerntemperatur folgt einem zirkadianen, von der Außentemperatur weitgehend unabhängigen Rhythmus. Abweichungen vom normalen Muster sind nachweislich mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert. Im weiblichen Geschlecht wird die Tagesrhythmik zusätzlich durch den Menstruationszyklus beeinflusst: Der Östrogenanstieg in der präovulatorischen Phase lässt die Durchschnittstemperatur sinken und die Amplitude wachsen, in der Lutealphase steigt die Temperatur unter dem Einfluss von Progesteron an. Viele Frauen nutzen deshalb die Messung der Basaltemperatur, um ihre fruchtbaren Tage zu bestimmen.
Weitaus genauer lassen sich die übergeordneten Effekte der Sexualhormone auf den zirkadianen Rhythmus durch eine kontinuierliche Messung der Körperkerntemperatur verfolgen. Möglich ist das mit sogenannten Wearables – etwa einem Vaginalring, der alle sechs Minuten seine Messwerte an eine dazugehörige Smartphone-App weiterleitet. Nach Ansicht zweier (an der Herstellerfirma des Vaginalrings beteiligter) USamerikanischer Autoren erlaubt es diese neue Technologie nicht nur, das individuelle fertile Fenster exakter zu definieren. Auch sporadische anovulatorische Zyklen, eine Konzeption, die Prognose einer Schwangerschaft, der Beginn der Entbindung oder eines Aborts sollen sich durch subtile Veränderungen der Temperaturkurve detektieren lassen. CW