Häufige Fehlgeburten und KHK

Gyn-Depesche 06/2014

Mütterliche Herzen und Gefäße in Gefahr?

Der Gestationsdiabetes und die Präeklampsie gelten bekanntermaßen als kardiovaskuläre Risikofaktoren. Neu ist das Wissen um Risikoerhöhung durch häufige Fehlgeburten.

Im Rahmen einer populationsbasierten Studie wurden knapp 100 000 Frauen untersucht, von denen 6,7% (=6690) zuvor zwei oder mehr Fehlgeburten erlitten hatten (recurrent pregnancy loss, RPL). Das Follow-up betrug über zehn Jahre. Patientinnen mit RPL zeichneten sich durch eine erhöhte renale und kardiovaskuläre Morbidität aus als Frauen ohne RPL. Sowohl invasive als auch nicht-invasive kardiale Diagnostik war bei den RPL-Frauen häufiger, ebenso einfache und komplexe kardiale Ereignisse. Das Risiko für die Entwicklung einer Angina pectoris war bei RPL-Frauen 80% größer, das Risiko einer dekompensierten Herzinsuffizienz um 90% erhöht. Eine ähnlich hohe Risikosteigerung fand sich auch für Krankenhauseinweisungen aus renaler oder kardiovaskulärer Ursache. Die Zeit zwischen der Index-Schwangerschaft und einer kardiovaskulär bedingten Hospitalisierung betrug 11,8 Jahre für die Frauen mit wiederholten Aborten (vs. 12,3 Jahre in der Kontrollgruppe, p=0,001). Es gab in dieser Studie noch einige interessante Details: Frauen mit RPL waren signifikant seltener Raucherinnen und litten seltener an einem Hypertonus. Wiederholte Fehlgeburten sind ein unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor für die betroffenen Frauen. Dies gilt jedoch nicht für renal bedingte Morbidität. Da die kardiovaskuläre Risi- kobestimmung für Frauen ohnehin schwieriger ist als für Männer, sollte man sich dieser neuen Erkenntnisse in praxi bedienen. CB

Quelle:

Kessous R et al.: Recurrent pregnancy loss: a risk factor for long-term maternal atherosclerotic morbidity? Am J Obstet Gynecol 2014; 211: 414.e1-11

ICD-Codes: O24.4

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