Screening bei jungen Frauen

Gyn-Depesche 3/2017

Nach CIN1-Abstrich keine Kolposkopie

Geringgradige zervikale Dysplasien verschwinden vor allem bei jungen Frauen oft von selbst wieder. Statistisch sind sie dennoch mit einem höheren Risiko für ein invasives Zervixkarzinom assoziiert. Wie man das Krebsrisiko minimiert und eine Überdiagnostik vermeidet, untersuchten schwedische Forscher.

Von fast 2,5 Millionen Frauen, die in den Jahren 1989 bis 2011 am Pap-Screening in Schweden teilgenommen hatten, fanden sich bei 190 977 erstmalig nicht eindeutig klassifizierbare plattenepitheliale Zellveränderungen (ASC-US = Atypical Squamous Cells of Undetermined Significance) oder geringgradige squamöse intraepitheliale Läsionen (LSIL). Knapp 40% der Betroffenen waren zwischen 22 und 27 Jahre alt. Innerhalb von sechseinhalb Jahren wurden in dieser Altersgruppe 222 invasive Zervixkarzinome diagnostiziert; bei den 28- bis 50-jährigen Frauen waren es 715. Im Vergleich zu den Frauen mit unauffälliger Zytologie stieg das Karzinomrisiko nach einem CIN1-Befund bei älteren Patientinnen auf mehr als das Zehnfache, für jüngere auf das Drei- bis Fünffache. Als unwesentlich erwies es sich für Screening-Teilnehmerinnen unter 28 Jahren mit ASC-US oder LSIL, ob sie einer Kolposkopie mit Biopsie oder einer erneuten Zytologie nach sechs Monaten zugeführt wurden. Bei älteren Frauen halbierte sich dagegen durch die Histologie die Karzinominzidenz. Anders als es der gängigen Praxis in Schweden entspricht, empfehlen die Studienautoren daher, junge Frauen nach einem ASC-US- oder LSIL-Befund erst dann zur Kolposkopie zu schicken, wenn ein zweiter Pap-Abstrich nach einem halben Jahr erneut Zellveränderungen zeigt. Dadurch könnten in dieser Altersgruppe knapp 30% der Kolposkopien vermieden werden. Einen Reflex-HPV-Test halten die Autoren für überflüssig, da dieser bei jungen Frauen in bis zu 90% der Fälle positiv ausfällt. Für Frauen über 28 Jahren habe sich dagegen die in Schweden übliche kolposkopische Abklärung als sinnvoll erwiesen. CW
Quelle:

Sundström K et al.: Follow-up of women with cervical cytological abnormalities showing atypical squamous cells of undetermined significance ... Am J Obstet Gynecol 2017; 216: 48.e1-15

ICD-Codes: N87.9

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x