Prophylaktische Salpingektomie

Gyn-Depesche 3/2019

Mehr Schaden als Nutzen?

Als Gegenmaßnahme zur Bildung eines Ovarialkarzinoms wird die bilaterale Salpingektomie bei Frauen diskutiert, die sich einer Hysterektomie unterziehen müssen.
Vor einigen Jahren kam die Hypothese auf, dass die Eileiter eine maßgebliche Rolle in der Pathogenese bestimmter Formen des Ovarialkarzinoms spielen. Retrospektive Studien auf der Basis von Patientenregistern hatten für eine erniedrigte Inzidenz von Ovarialkarzinomen nach Salpingektomie gesprochen. In der Folge wurden zunehmend solche Eingriffe vorgenommen, wenn wegen benigner Veränderungen eine Hysterektomie nötig war. Fachgesellschaften in Europa und Nordamerika unterstützen ein derartiges Vorgehen. Allerdings gibt es keine fundierte Evidenz dafür, dass die Maßnahme unbedenklich ist. Die Unsicherheit über ihren Nutzen wird durch die Tatsache verstärkt, dass die Hysterektomie per se das Risiko für ein Ovarialkarzinom reduziert.
 
Vor- und Nachteile einer Salpingektomie
 
Zwei 2017 veröffentlichte Reviews, die sich auf elf Studien mit allerdings kleinen Teilnehmerzahlen oder von kurzer Dauer stützten, stellten keine negativen Auswirkungen der Salpingektomie fest, außer einer etwas verlängerten OP-Zeit (um zwölf bis 16 Minuten). Der Einfluss des Eingriffs auf die Ovar-Funktion wurde nur anhand von Surrogatmarkern abgeschätzt, wie den Spiegeln von Anti-Müller-Hormon, FSH oder Estradiol bzw. mittels Sonographie.
In keiner Studie wurden bisher die Auswirkungen auf subjektive Menopausen-Symptome analysiert. In Schweden untersuchte man diesen Aspekt mit einer Kohortenstudie auf Register-Basis. Ausgewertet wurden 4.906 Fälle von abdomineller oder laparoskopischer Hysterektomie wegen benigner Veränderungen mit bilateraler Entfernung der Eileiter. Beim Vergleich solcher Eingriffe mit der alleinigen Hysterektomie registrierte man bei ersteren ein signifikant erhöhtes Auftreten von Menopausen-Symptomen (relatives Risiko 1,33) ein Jahr nach der OP. Der Krankenhausaufenthalt war leicht (im Mittel um 0,1 Tage) verlängert, das Blutungsrisiko etwas vermindert (im Schnitt 20 ml weniger Blutverlust). Bei anderen Parametern gab es keine signifikanten Unterschiede. Allerdings registrierte man einen Trend zu mehr kleineren Komplikationen bei kombinierter OP.
Um Frauen verbindlich beraten zu können, welche Vor- und Nachteile er hat, müssen randomisierte Studien mit längerem Follow- up durchgeführt werden. WE
 

 

Quelle: E et al.: Menopausal symptoms and surgical complications after opportunistic bilateral ... Am J Obstet Gynecol 2019; 220: 85.e1-10

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