38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie

Gyn-Depesche 5/2018

Nachsorge mit Bedacht, Companion-Diagnostik und Sono-Therapie

Zahlreiche Aspekte der Diagnostik und Therapie der weiblichen Brust standen beim diesjährigen Senologiekongress im Juni im Fokus. Mehr als 2500 überwiegend gynäkologisch-onkologisch tätige Ärzte hatten sich zu einem lebhaften wissenschaftlichen Diskurs im Internationalen Congresscenter Stuttgart (ICS) versammelt.

„Den einzigen Fehler, den ich in meinem Leben gemacht habe und den ich bereue, war die Tumormarkerbestimmung. Diese hat mir und meiner Familie vier Monate meines Lebens geraubt.“ Diese Worte wurden von einer an Brustkrebs erkrankten Patientin kurz vor ihrem Tod ausgesprochen und schließlich auf ihrer Todesanzeige abgedruckt. Dr. Steffi Hartmann, Rostock, projizierte diese während ihres Vortrags auf die Saalleinwand, als eindringliche Mahnung, Nachsorge mit Maß zu betreiben. Auch die bisherigen Daten sprächen für eine rein symptomorientierte Nachsorge. Eine Früherkennung asymptomatischer Metastasen hätte keine Verlängerung des Gesamtüberlebens der Patientinnen gezeigt, sondern bedeute nur eine Verlängerung des Zeitanteils unter Therapie. Für die Patientin heißt das aber, dass sie für einen größeren Teil ihrer verbleibenden Lebenszeit mit Nebenwirkungen zu kämpfen hat. Dazu kommen Folgeuntersuchungen, eine höhere Strahlenexposition und oft auch invasive Maßnahmen. Zudem sei es, so Hartmann, eine schwere psychische Belastung für die Patientin, darüber aufgeklärt zu werden, dass Metastasen vorliegen und keine Therapie mit Anspruch auf Heilung in Aussicht ist. Allerdings gäbe es bislang zu wenige Nachsorgestudien und möglicherweise könnte die Metastasentherapie mit neuen Substanzen in Zukunft verbessert werden, schränkt Hartmann ein.
Nachsorge bedeute nicht nur, den Verlauf der Erkrankung zu kontrollieren. Entscheidend sei auch, dass die Patientin alle ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen könne, um mehr Lebensqualität zu erleben, etwa durch eine gute psychosoziale Unterstützung und einem am persönlichen Wohlbefinden ausgerichteten Lebensstil.
 
BRCA-Companion-Diagnostik kommt
 
„Spätestens mit der Zulassung der PARP-Inhibitoren bei Patientinnen mit Ovarial- und Mammakarzinom wird die BRCA-Companion-Diagnostik in den klinischen Alltag eingehen“, prophezeite Prof. Michael Untch, Berlin. Er empfiehlt den gynäkologisch-onkologischen Zentren, Brustzentren und Praxen daher dringend, sich rechtzeitig um eine heimatortnahe und qualitätsgesicherte Beratung und Testung zu kümmern. Olaparib ist schon seit vier Jahren als Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit Platin-sensitivem Rezidiv eines BRCA-mutierten Ovarialkarzinoms zugelassen. Danach 
kamen für dieselbe Indikation Niraparib und Rucaparib mit, so Untch, „sehr positiven Daten“, z. B. aus der Ariel 3-Studie. Die europäische Zulassung von Olaparib beim Mammakarzinom, basierend auf der OlympiAD-Studie, wird Untch zufolge für Ende 2018 erwartet. OlympiAD ist eine offene Phase-3-Studie, in der 302 Patientinnen mit BRCA-Keimbahnmutation und metastasiertem HER2-positiven Brustkrebs entweder auf Olaparib oder individuell ausgewählte Standardchemotherapie randomisiert wurden. Unter Olaparib war das progressionsfreie Überleben 2,8 Monate länger als unter Chemotherapie. Bezüglich des Gesamtüberlebens zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Studienarmen.
 
Ultraschallbehandlung von Fibroadenomen
 
Positive Ergebnisse zur Behandlung symptomatischer Fibroadenome (FA) der Brust mit hochintensiv fokussiertem Ultraschall (HIFU) stellte Dr. Bettina Böer, Tübingen, vor. Im Rahmen einer Studie behandelten Böer und Kollegen 27 Patientinnen einmalig mit HIFU. Das mittlere Tumorvolumen sank von 1083 mm3 auf 203 mm3 nach einem Jahr und auf 117 mm3 nach einem weiteren Jahr. Bei 85% der Patientinnen war das Fibroadenom vor der Behandlung tastbar. 70% dieser Läsionen waren ein Jahr nach der Behandlung nicht mehr palpabel. Langfristig kosmetisch einschränkende Hautaffektionen traten nicht auf. „Interessant ist, dass auch noch zwei Jahre nach der Behandlung noch ein deutlicher Schrumpfungseffekt zu beobachten war“, resümiert Böer. In laufenden Studien wird untersucht, ob sich diese relativ junge Methode auch zur Ablation maligner Tumoren eignen könnte, unter anderem bei Brustkrebs. TH

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