PraxisDepesche Kongress-Bericht 61. Kongress der DGP Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

Praxis-Depesche 9-10/2021

Neue Erkenntnisse zu Asthma und COPD

Der aufgrund der Coronapandemie im letzten Jahr abgesagte Kongress der DGP fand in diesem Jahr rein virtuell statt. Am ersten Kongresstag stand die Präsentation der wissenschaftlichen Poster im Vordergrund. Hier berichten wir über die Poster-Session (ID Po09): klinische Studien bei COPD und Asthma.
Unter dem Vorsitz von Prof. Henrik Watz, Großhansdorf, und Priv.-Doz. Franziska Trudzinski, Heidelberg, wurden in der Session aktuelle klinische Studien zum Thema COPD und Asthma diskutiert.
 
Wie wichtig ist die Exazerbations-Anamnese?
Welchen Einfluss hat eine Exazerbations- Anamnese auf nachfolgende COPD-Exazerbationen? Diese Fragestellung untersuchten Prof. Claus Vogelmeier und Kollegen in einer Stichprobenanalyse mit mehr als 250.000 COPD-Patienten. Schon eine moderate Exazerbation in der Vorgeschichte erhöhte das Risiko für eine nachfolgende Exazerbation während der gesamten Nachbeobachtungszeit, berichtete Vogelmeier auf der Postersession. Patienten mit mehrfachen oder schweren Exazerbationen wiesen ein deutlich höheres Risiko für eine weitere Exazerbation und eine kürzere Zeitspanne zwischen den Exazerbationen auf. Die Daten verdeutlichten, wie relevant eine Verhinderung nachfolgender Exazerbationen in der COPD-Therapie sei (ePoster 553448).
 
Therapeutischer Index als neuer Maßstab
„Als therapeutischer Index wird das Verhältnis von erwünschten pulmonalen Wirkungen und unerwünschten systemischen Wirkungen der ICS definiert“, erklärte Dr. Sebastian Bretzke, München, die Grundlage für das bereits in Madrid erstmalig präsentierte Poster. Die Dosissteigerung eines ICS führt bis zu einer bestimmten Dosis auch zu einer Zunahme des erwünschten Effektes, gleichzeitig nehmen aufgrund der enteralen und pulmonalen Resorptionsvorgänge die unerwünschten systemischen Wirkungen zu. Die hier präsentierte Studie wurde randomisiert, in aufsteigenden Dosierungen und im 2-Perioden-crossover- Design durchgeführt. Zu einer oder zwei von vier Behandlungsperioden mit Fluticasonfuroat (FF), Fluticasonpropionat (FP), Budesonid (BUD) oder Placebo wurden 54 Asthmatiker im Alter von 18 bis 65 Jahren randomisiert.
Primäre Endpunkte waren AMP PC20 FEV1 am Ende jeder Dosiseskalationsphase, gemessen 12 h nach Dosisgabe sowie 24-h-Plasma-Cortisolsuppression. Jeder Zeitraum umfasste fünf Dosiseskalationen (μg/d) von sieben Tagen Dauer, mit einem ≥ 25-Tage-Washout zwischen den Perioden. Nach jeder Dosiseskalation wurden Adenosin-5'-monophosphat (AMP) PC20 und 24h Plasma-Cortisol bewertet. Der therapeutische Index wurde aus dem Verhältnis ED50- Cortisolsuppression zu ED50 AMP PC20 berechnet. Innerhalb der für die Asthmatherapie zugelassenen Dosierungen bot FF mehr Schutz vor bronchialer Hyperreaktivität als FP oder BUD – bei weitaus geringerer systemischer Aktivität. Der therapeutische Index lag am höchsten bei dem effektiveren ICS mit größerer Lungenretention: FF > FP (18,6 vs. 1,84) bzw. FP > BUD (1,84 vs. 1,31). Es wurden keine schweren unerwünschten Wirkungen (SAEs) während des Behandlungszeitraums beobachtet (ePoster 479414).
 
Reduziert CSJ117 die Entzündung der Atemwege?
Die Therapie des schweren Asthmas wird durch monoklonale Antikörper wesentlich bereichert, so Dr. Jens Hohlfeld, Hannover. CSJ117 ist ein potentes neutralisierendes Antikörperfragment gegen das humane thymische stromale Lymphopoietin (TSLP) und kann als Trockenpulver in Kapselform inhaliert werden. In dieser doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurden 28 milde, atopische Asthmatiker randomisiert und erhielten zwölf Wochen lang 4 mg CSJ117 (n = 15) oder Placebo (n = 13). Die Inhalation von Allergenen (AIC) wurde während des Screenings, am Tag 42 und am Tag 84 durchgeführt.
Der primäre Endpunkt war die prozentuale Hemmung der allergischen Spätreaktion (LAR), die drei bis sieben Stunden nach der AIC an Tag 84 gemessen wurde sowie Sicherheit und Verträglichkeit über zwölf Wochen Therapie. Weitere Ergebnisse waren die frühe asthmatische Reaktion (EAR), die innerhalb von zwei Stunden nach der AIC gemessen wurde, der fraktionierte Wert des ausgeatmeten Stickstoffoxids (FeNO) und die Eosinophilen im induzierten Sputum.
Das Ergebnis zeigte an Tag 84 eine deutliche Reduzierung der allergeninduzierten LAR und EAR, CSJ117 verringerte zudem signifikant den Allergen-induzierten Anstieg der Eosinophilen im Sputum nach AIC.
Das Fazit von Hohlfeld: CSJ117 reduzierte sowohl die allergeninduzierte Bronchokonstriktion und die Eosinophilie im Sputum als auch die FeNO-Werte vor der AIC. Diese Ergebnisse belegen die Fähigkeit von CSJ117, die Entzündung der Atemwege bei allergischen Asthmatikern abzuschwächen (ePoster 553452). VW
ICD-Codes: J44.9 , J45

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