Borderline-Ovarialtumoren

Gyn-Depesche 6/2017

Neuer Score verrät Rezidiv-Risiko

Die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs kann bei Patientinnen mit Borderline-Ovarialtumoren stark varriieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diesen gingen französische Forscher nun auf den Grund und entwickelten einen Score, mit dem sich das Rezidiv-Risiko im Vorfeld bestimmen lässt.

Von Borderline-Ovarialtumoren (BOT) spricht man bei Tumoren mit atypischer epithelialer Proliferation ohne stromale Invasion. Sie stellen etwa 10 bis 15% aller epithelialen Ovarialtumoren, treten häufig auch bei jüngeren Patientinnen auf und bedeuten in der Regel gute Überlebensraten für die Betroffenen (je nach Stadium 88 bis 99%). Bei der Wahl der Therapiemodalität, mit oder ohne Erhalt der Fertilität, ist es hilfreich, das Risiko einer Rezidivbildung abschätzen zu können. Zu diesem Zweck analysierten Forscher an vier französischen Zentren im Zeitraum 2000 bis 2013 retrospektiv die Daten von 360 Frauen mit BOT, die dort einer primären Tumorchirurgie unterzogen wurden.
Im Schnitt waren die Frauen 39 Jahre alt (Altersspektrum 14 bis 89 Jahre). 20% von ihnen entwickelten nach im Schnitt 50 Monaten ein Rezidiv im Sinne eines weiteren BOT oder eines invasiven Ovarialtumors. Das Risiko für ein Rezidiv stieg dabei signifikant bei
  • Patientinnenalter ≥45 J. (HR 1,73), 1 Pkt.
  • seröser Tumorhistologie (HR 2,11), 2 Pkt.
  • präoperativem CA125-Serumspiegel ≥150 IU/ml (HR 2,8), 2 Pkt.
  • FIGO-Tumorstadium höher als IA (HR 1,62), 1 Pkt.
  • erfolgter Zystektomie (10,25), 6 Pkt.
  • unilateraler Salpingo-Oophorektomie (USO, HR 4,46), 4 Pkt.
Basierend auf diesen Wahrscheinlichkeiten entwickelten die Forscher einen Risikoscore mit maximal zwölf erreichbaren Punkten, mit welchem sich das Rezidiv-Risiko mit einer diagnostischen Genauigkeit von 85% vorherhsagen lässt (Sensitivität 93%, Spezifität 66%). CA125-Spiegel und Tumorhistologie flossen dabei doppelt in den Score ein, eine USO vierfach und eine Zystektomie sechsfach.
Ein Score von unter acht Punkten spricht gemäß den Modellberechnungen für ein geringes Rezidiv-Risiko – in der untersuchten Kohorte traf dies auf 297 Patientinnen zu, von welchen im Schnitt 11,8% ein Rezidiv entwickelten.
Ein Score von acht oder mehr Punkten deutet dagegen auf ein sehr hohes Risiko hin (hier 58,7% von 63 identifizierten Patientinnen). Die Fünfjahresraten für ein rezidivfreies Überleben (RFS) lagen in der Niedrig- und Hochrisikogruppe bei 91,8 bzw. 48%.
Bei sehr niedrigen Score-Werten bis zu drei Punkten betrug die Rezidivrate weniger als 2%, so dass die Autoren in diesem Fall von Nachsorgeuntersuchungen abraten. Bei einem Score von zehn oder mehr Punkten war das Rezidivrisiko mit 88% bei den zystektomierten und 75% bei den per USO therapierten Patientinnen dagegen sehr hoch. Bei diesen Patientinnen macht es aus Sicht der Autoren Sinn, unter ggf. Berücksichtigung eines Kinderwunsches über eine extensivere OP nachzudenken. OH
Quelle:

Ouldamer L et al.: Improving the clinical management of women with borderline tumours: a recurrence risk scoring system from a french multicentre study. BJOG 2017; 124: 937-44

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