Tattoos nach Mastektomie

Gyn-Depesche 3/2017

Neues Körpergefühl

Eines Tages stand eine Mammakarzinom-Patientin in David Allens Tattoo-Studio und bat um ein Brust-Tattoo, um die Narben der überstandenen Mastektomie und Rekonstruktion zu überdecken. Das stellte für den Tätowierer aus Chicago den Beginn eines völlig neuen Betätigungsfeldes dar, über welches er im Journal „JAMA“ jetzt berichtete.

Die Tätowierung der Mamille nach rekonstruktiver Brustchirurgie ist heute Standard. In den Augen von Allen allerdings fehlt einer solchen „medizinisch indizierten“ Tätowierung jeglicher Charakter, da sie keine Beziehung zum veränderten Körper der Frau und zu ihrer Seele aufbaut. Betroffene Frauen leiden häufig unter dem Gefühl, dass durch die zurückliegende Diagnostik und Therapie in ihre Integrität eingegriffen worden ist.
Deshalb kommt es laut Allen darauf an, die Frauen dabei zu unterstützen, sich wieder in das Bild von sich selbst zu verwandeln, welches sie vor der Operation von sich hatten. So verwendet er beim Tätowieren ausgedehnte florale Motive mit Blättern, Blumen und Zweigen. Die verwendeten Motive müssen sich nicht an gegebene Strukturen wie Narben halten, sondern führen das Auge des Betrachters weg von den durch Narben veränderten Bereich. So führt das Tattoo auch die Gedanken der Patientin selbst weg von der durchlittenen Erkrankung.
Häufig sieht der Tätowierer, eher er zur Tat schreitet, die OP-Fotos und OP-Berichte der Patientinnen ein, denn „wenn ich weiß, was die Haut bereits durchgemacht hat, kann ich besser planen.“ Sein Traum wäre es, wenn sich Chirurgen schon vor der Operation mit ihm in Verbindung setzen würden, damit man die Schnittführung bei der Operation schon auf die spätere Tätowierung abstimmen kann. In Fällen, in denen Patientinnen unter einer postoperativen Brustasymmetrie leiden, vermögen die Tattoos, visuell eine bessere Symmetrie zu vermitteln. Auch über liegende Chemotherapie- Ports macht sich Allen bei seiner Arbeit Gedanken und versucht, diese bestmöglich in seine Planungen einzubeziehen. Nach eigenen Angaben gab es bei den Postmastektomie- Tätowierungen noch nie eine medizinische oder andere Komplikation.
Für viele seiner Kundinnen ist es am wichtigsten, nach der Tätowierung ein Gefühl der Kontrolle über den eigenen Körper zu haben. „An einem guten Tag kann ich mit meiner Kunst heilen“, so Allen. CB
Quelle:

Allen D: Moving the needle on recovery from breast cancer – the healing ... JAMA 2017; 317: 672-4

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