Hormonersatztherapie

Gyn-Depesche 2/2017

Nicht alles über einen Kamm scheren

Nach den beunruhigenden Ergebnissen der WHI-Studie hat die Hormonersatztherapie (HRT) bei vielen Patientinnen einen schlechten Ruf. Oft beruht das jedoch auf einem wenig differenzierten Meinungsbild.

Etwa 80% aller Frauen leiden während und nach der Menopause an Beschwerden wie Hitzewallungen, Nachtschweiß und depressiven Verstimmungen. Doch nur ein kleiner Teil erhält eine HRT. Hauptgrund dafür sind für viele Patientinnen, aber auch einige Ärzte, die vor über zehn Jahren veröffentlichten Ergebnisse der Women´s Health Initiative (WHI), nach denen die HRT das Risiko für Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Inzwischen belegen jedoch zahlreiche andere Studien, dass Nutzen und Risiko der HRT wesentlich vom Alter der Patientin, den seit der Menopause vergangenen Jahren und der Art der HRT abhängen. Das wissen viele Frauen nicht, erklärte Louise R. Newson, die eine Menopausen- Sprechstunde in Mittelengland führt. Um eine fundierte Entscheidung für oder wider eine HRT fällen zu können, sollten betroffene Frauen ausführliche und differenzierte Informationen erhalten. Nachgewiesenermaßen verbessert eine in der frühen Postmenopause begonnene HRT vasomotorische Beschwerden, Depressionen und reduzierte Libido und senkt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Osteoporose sowie die Mortalität. Die Zahl der qualitätsadjustierten Lebensjahre steigt erheblich. Von Bedeutung ist neben dem Startzeitpunkt auch die Gestagenkomponente und die Administration. So scheinen mikronisierte Gestagene und Dydrogesteron mit einem geringeren Risiko für Mammakarzinome, kardiovaskuläre Erkrankungen und thromboembolische Ereignisse assoziiert zu sein als Gestagene mit androgener Wirkung. Im Vergleich zur oralen Gabe ist die niedrig dosierte transdermale Applikation von Östrogen ebenfalls mit einem niedrigeren Gefäßrisiko verbunden. Klagt die Patientin über urogenitale Atrophie, bringt zusätzlich verordnetes vaginales Östrogen effektive Linderung. CW

Quelle:

Newson LR: Best practice for HRT: unpicking the evidence. Brit J Gen Pract 2016; doi: 10.3399/bjgp16X687097

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