Erschöpfte und verzweifelte Mutter am Bett des schreienden Säuglings.

Depressionen nach der Geburt

Gyn-Depesche 5/2022

Nicht selten beide Elternteile betroffen

Die Geburt eines Kindes stellt für ein Paar emotional eine große Herausforderung dar. In einem relevanten Anteil der Fälle entwickeln beide Elternteile während der Perinatalperiode oder innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes affektive Störungen.
Zu diesem Ergebnis kommen britische Forschende nach Auswertung von 23 Beobachtungsstudien, welche sich mit der Prävalenz von Depressionen und Angsterkrankungen bei Müttern und Vätern befasst hatten.
Ihre Metaanalyse der gepoolten Daten von 29.286 Elternpaaren zeigt: In etwa 1,7 % der Fälle litten beide Eltern bereits vor der Geburt des Kindes an einer Depression. Die Prävalenz der frühen postnatalen Depression beider Eltern (innerhalb der ersten zwölf Wochen nach der Geburt) beträgt den Berechnungen der Forschenden zu Folge 2,4 % und die Prävalenz der späten Depression (drei bis zwölf Monate nach der Geburt) 3,2 %. Da nur drei Studien perinatale Angststörungen erfasst hatten, war bezüglich dieses Endpunkts keine quantitative Analyse möglich.
Die Wissenschaftler:innen wollen das Bewusstsein des medizinischen Personals für affektive Störungen frisch gebackener Eltern schärfen, denn Peri- und postpartale Störungen der Gefühlslage, die gleichzeitig die Mutter und den Vater des Neugeborenen betreffen, gefährden die Gesundheit und das Wohlbefinden der Eltern, ihre Partnerschaft sowie die Eltern-Kind-Bindung. Nun sei zu klären, welche Faktoren Störungen der elterlichen Gemütslage begünstigen und welche familiären Folgen bei einer entsprechenden Konstellation drohen. LO
Quelle: Smythe KL et al.: Prevalence of Perinatal Depression and Anxiety in Both Parents: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Netw Open 2022; 5(6): e2218969. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.18969
ICD-Codes: M81.9
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