Gyn-Depesche 7/2002

Nie wieder nachgeben!

"Eine der größten Herausforderungen in der Geburtshilfe besteht in der Abwägung zwischen der Sicherheit der Patientin und der Erfüllung ihrer hohen Erwartungen. Dabei kommt es immer wieder zu Fehlern. Während eines Nachtdienstes ließ ich eine Frau in den Entbindugssaal bringen, bei der die Wehen im zweiten Stadium stockten; offenbar war ein großes Baby unterwegs. Sie wollte auf keinen Fall einen Kaiserschnitt haben. Mir erschien eine vaginale Entbindung schwierig, aber möglich. Mit drei Zügen entwickelte ich einen sehr großen Kopf. Für die Schultern brauchte es eine ausgedehnte Episiotomie. Schließlich brachte ich ein arg gequetschtes Baby mit geschädigtem Armplexus zur Welt; der Spincter ani der Mutter war eingerissen. Die Frau war glücklich, ich weniger. In den nächsten Wochen besuchte ich Mutter und Kind wöchentlich. Sie erholten sich langsam, aber vollständig. Heute weiß ich, dass für den Geburtshelfer die Sicherheit des Patienten oberste Priorität haben muss. Ich lasse mich nicht mehr über die Grenzlinie des Vertretbaren drängen. In der Geburtshilfe muss die Fehler-Toleranz extrem klein sein. Es ist deswegen auch unvermeidlich, dass uns manchmal Über-Intervention vorgeworfen wird." Dr. Deirdre J. Murphy, Univ.-Frauenklinik Bristol, UK

"Eine der größten Herausforderungen in der Geburtshilfe besteht in der Abwägung zwischen der Sicherheit der Patientin und der Erfüllung ihrer hohen Erwartungen. Dabei kommt es immer wieder zu Fehlern. Während eines Nachtdienstes ließ ich eine Frau in den Entbindugssaal bringen, bei der die Wehen im zweiten Stadium stockten; offenbar war ein großes Baby unterwegs. Sie wollte auf keinen Fall einen Kaiserschnitt haben. Mir erschien eine vaginale Entbindung schwierig, aber möglich. Mit drei Zügen entwickelte ich einen sehr großen Kopf. Für die Schultern brauchte es eine ausgedehnte Episiotomie. Schließlich brachte ich ein arg gequetschtes Baby mit geschädigtem Armplexus zur Welt; der Spincter ani der Mutter war eingerissen. Die Frau war glücklich, ich weniger. In den nächsten Wochen besuchte ich Mutter und Kind wöchentlich. Sie erholten sich langsam, aber vollständig. Heute weiß ich, dass für den Geburtshelfer die Sicherheit des Patienten oberste Priorität haben muss. Ich lasse mich nicht mehr über die Grenzlinie des Vertretbaren drängen. In der Geburtshilfe muss die Fehler-Toleranz extrem klein sein. Es ist deswegen auch unvermeidlich, dass uns manchmal Über-Intervention vorgeworfen wird." Dr. Deirdre J. Murphy, Univ.-Frauenklinik Bristol, UK

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