„First-Baby“-Studie

Gyn-Depesche 6/2020

Niedrigere Konzeptionsrate nach Kaiserschnitt?

Jedes fünfte Kind weltweit wird per Sectio entbunden. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit einer abermaligen Konzeption sinkt, wenn die erste Geburt per Kaiserschnitt erfolgte. Jetzt prüfte eine Studie, worauf dies zurückzuführen ist.
Für die multizentrische Kohortenstudie mit dem Titel „First Baby“ wurden 2.423 Frauen rekrutiert, die ihr erstes Kind erwarteten. Die Teilnehmerinnen wurden während der Schwangerschaft sowie in den folgenden drei Jahren regelmäßig interviewt, wobei sie zur Häufigkeit von ungeschütztem Geschlechtsverkehr befragt wurden, sowie dazu, ob es zu einer abermaligen Empfängnis und Lebendgeburt gekommen war.
Tatsächlich war die Empfängnisrate bei Frauen, die ihr erstes Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatten, niedriger als bei denen, die vaginal entbunden hatten. Während die Konzeptions- Wahrscheinlichkeit nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr bei Probandinnen, deren erste Entbindung auf natürlichem Weg erfolgt war, 76,7 % betrug, lag sie nach einer Kaiserschnittsentbindung bei 68,9 %. Auch unter Berücksichtigung potenzieller Störfaktoren, wie dem Body Mass Index oder dem Zeitpunkt der ersten Empfängnis, war die Art der vorangegangenen Entbindung signifikant mit der nachfolgenden Fruchtbarkeit assoziiert. Auf die weitere Familienplanung hatte der Geburtsmodus keine Auswirkungen – nach einer Sectio bestand ebenso häufig der Wunsch nach einem weiteren Kind wie nach einer vaginalen Entbindung.
Nach einem Kaiserschnitt war außerdem das Risiko für eine spätere Totgeburt erhöht, was sich mit den Ergebnissen früherer Studien deckt. Für ein aussagekräftiges Ergebnis war die Anzahl an Totgeburten allerdings zu gering. Ein Zusammenhang des Geburtsmodus und der anschließenden Abtreibungs- und Fehlgeburtenrate wurde nicht festgestellt.
Über die Gründe der verringerten Fruchtbarkeit nach einer Kaiserschnitt-Entbindung kann bisher nur spekuliert werden. Jedoch berichten ältere Studien von Defektheilungen der Sectionarbe, die das Risiko einer späteren Unfruchtbarkeit erhöhen können. Transvaginale Ultraschalluntersuchungen haben ergeben, dass solche Narbendefekte bei über 60 % der Frauen nach einer Kaiserschnittgeburt auftreten.
Die Autoren geben jedoch zu bedenken, dass es sich bei den Studienteilnehmerinnen ausschließlich um Frauen mit Wohnsitz in den USA handelte. Auch war der sozioökonomische Status der 2.423 Probandinnen, deren Daten man für die finale Auswertung verwendet hatte, höher als der der etwa 500 Frauen, die man im Laufe des dreijährigen Follow-up verloren hatte.
Um die Reproduzierbarkeit der vorliegenden Ergebnisse in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu testen sowie die zugrundeliegenden Pathologien nach einer Kaiserschnittsentbindung zu untersuchen, sind weitere, groß angelegte prospektive Studien erforderlich. RG
Quelle: Kjerulff KH et al.: Association between mode of first delivery and subsequent fecundity and fertility. JAMA Netw Open 2020; 3(4): e203076

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