Endometriumkarzinom

Gyn-Depesche 1/2018

Nodalstaging mittels Sentinel node

Der wichtigste Prognosefaktor beim Endometriumkarzinom ist der Nodalstatus. Laut einer aktuellen Metaanalyse ist die Sentinel-node-Technik (SN-Technik) eine bessere Alternative zur komplikationsreichen pelvinen und paraaortalen Lymphonodektomie.

US-Wissenschaftler untersuchten anhand Daten von 55 Studien mit mehr als 4900 Patientinnen mit Endometriumkarzinom (Durchschnittsalter 62 Jahre), wie zuverlässig sich Lymphknotenmetastasen mittels SN-Biopsie detektieren lassen, welche Einflussfaktoren hierbei eine Rolle spielen und inwiefern sich das Staging-Ergebnis auf das klinische Management auswirkt. Bei den meisten Patientinnen war nach der SN-Biopsie eine komplettierende pelvine/paraaortale Lymphonodektomie durchgeführt worden. Die SN-Markierung erfolgte in 44% der Fälle mittels Farbstoff, in 12% mit Hilfe eines radioaktiven Tracers und in 44% durch ein kombiniertes Verfahren. Eine zervikale Injektionstechnik wurde in 58% der Fälle, eine uterine in 33% und eine kombinierte in 9% der Fälle gewählt.
Im Schnitt waren pro Patientin 2,9 SN darstellbar. Die SN-Detektionsrate variierte je nach Studie zwischen 23% und 100% (Mittelwert 81%). Die Identifikation bilateraler pelviner SN gelang durchschnittlich bei 50% der Frauen (Variationsbreite 6 bis 88%) und die paraaortale Detektionsrate betrug 17% ( 0 bis 84%). Hohe Detektionsraten wurden erzielt, wenn präoperativ eine Szintigraphie der Lymphabflusswege erfolgt war und zur SN-Markierung radioaktive Kolloide in Kombination mit einem Farbstoff eingesetzt wurden. Hinsichtlich der bilateralen und paraaortalen Detektionsrate hatte dieses Vorgehen jedoch keine signifikanten Vorteile. Bilaterale SN ließen sich am besten mit dem Farbstoff Indocyaningrün und zervikaler Injektionstechnik darstellen. Auch die histologische Beurteilung am Gefrierschnitt erwies sich hinsichtlich der Gesamt- und der bilateralen Detektionsrate als vorteilhaft.
Mittels SN-Biopsie ließen sich Lymphknotenmetastasen mit einer Sensitivität von 96% diagnostizieren (negativer Prädiktionswert 99,7%). Weder die präoperative Durchführung einer Lymphszintigraphie noch die Wahl des Markers, die Injektionsstelle oder die histologische Auswertungsmethode hatten Einfluss auf die Sensitivität der SN-Technologie.
Die Autoren schlussfolgern: Bei ausreichender Erfahrung des Operateurs kann mittels SN-Biopsie der Nodalstatus von Endometriumkarzinom- Patientinnen ähnlich zuverlässig beurteilt werden wie bei Brustkrebs- oder Melanompatienten. Gemäß den Ergebnissen der Metaanalyse, so die US-Wissenschaftler, stellt die SN-Biopsie – insbesondere für Patientinnen mit einem Endometriumkarzinom im Frühstadium – eine vielversprechende Staging-Alternative dar. Der Nutzen der präoperativen Lymphszintigraphie sowie des histologischen Ultrastaging kann aber noch nicht abschließend bewertet werden. Auch ist unklar, mit welchem Lymphödem-Risiko nach SN-Biopsie gerechnet werden muss. LO
Quelle:

Bodurtha Smith AJ et al.: Sentinel lymph node assessment in endometrial cancer: a systematic review and meta-analysis. Am J Obstet Gynecol 2017; 216(5): 459-76.e10

ICD-Codes: C54.3

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