Die sehr heterogenen Ergebnisse sind auch darauf zurückzuführen, dass der Zusammenhang von HRT und Lungengesundheit schwer zu untersuchen ist. „Dafür ist ein hohes Maß an endokrinologischer Kompetenz nötig“, erklärte der Gynäkologe Prof. Matthias Wenderlein aus Ulm auf einer Veranstaltung von Besins Healthcare. Hürden bei der Datenauswertung sind unter anderem die große Produktvielfalt und unterschiedliche Produktkombinationen. Auch muss differenziert werden, ob es sich um eine US-amerikanische oder eine europäische Studie handelt. Viele der Untersuchungen aus den USA wurden mit konjugierten equinen Östrogenen durchgeführt, die für den weiblichen Körper nicht physiologisch sind und in Europa kaum eingesetzt werden.
Die europäische Lungenstudie
Umfassende Langzeitdaten zum Einfluss von Sexualhormonen auf die Lungengesundheit lieferte das 1990 mit mehr als 200.000 Teilnehmerinnen in 54 europäischen Zentren gestartete Studienprogramm ECRHS (European Community Respiratory Health Survey). Die 20-Jahres-Follow-up-Daten zeigten, dass die Lungenfunktion zum Zeitpunkt der menopausalen Transition schneller abnimmt, als altersbedingt zu erwarten wäre. Bei Probandinnen, die ein kombiniertes Hormonersatzpräparat einnahmen, ging die Lungenfunktion deutlich langsamer zurück als bei den Nicht-Nutzerinnen. Am größten war der protektive Effekt bei den Frauen, die mehr als zehn Jahre Hormone substituiert hatten.
Therapeutisch-interventionelle Ansätze für die pneumologische Praxis auf Basis der HRT gibt es allerdings noch nicht. Vorher braucht es weitere Forschung, um die Rolle weiblicher Hormone auf die reproduktive Spanne und die Lungenfunktion im Detail zu verstehen. RG