Demenzrisiko

Gyn-Depesche 1/2022

Östrogen schützt das Gehirn

Dass nach der Menopause das Demenzrisiko steigt, ist bekannt. Welche hormonellen Einflüsse spielen dabei eine Rolle?
Bei 99 Frauen und 29 Männern im Alter von 40 bis 65 Jahren wurde mittels MRT das Volumen der Grauen Substanz (GMV) bestimmt. Die Studienteilnehmer litten nicht an kognitiven Funktionseinbußen, wiesen aber aufgrund der Familienanamnese oder eines ApoE4-Genotyps (Apolipoprotein E epsilon 4) ein erhöhtes Risiko für eine Alzheimer- Demenz auf.
Im Vergleich zu den Männern fand sich bei den Frauen in jedem Menopausestadium eine Volumenabnahme der Grauen Substanz im mittleren Schläfenlappen, Gyrus fusiformis und in den Basalganglien. In der Peri- und Postmenopause erwies sich die Atrophie im Temporalcortex als ausgeprägter als in der Prämenopause. Weder das Alter bei der Menarche noch bei der Menopause zeigten für sich genommen einen signifikanten Einfluss – die Länge der reproduktiven Spanne dagegen schon. Positiv mit dem GMV assoziiert waren darüber hinaus die Zahl der Schwangerschaften und Kinder, eine menopausale Hormonersatztherapie sowie aktuelle oder frühere hormonelle Kontrazeption. Die Veränderungen offenbarten sich besonders im temporalen und frontalen Cortex sowie im Precuneus – in Regionen also, deren Atrophie als Biomarker für Morbus Alzheimer gilt. Dies galt unabhängig vom Alter, dem ApoE4-Status und allgemeinen Gesundheitsindikatoren wie BMI, Hypertonie oder Nikotinkonsum. All dies spricht nach Ansicht der Studienautoren für den neuroprotektiven Effekt einer längeren Östrogen-Exposition. CW
Quelle: Schelbaum E et al.: Association of reproductive history with brain MRI biomarkers of dementia risk in midlife. Neurology 2021; doi: 10.1212/WNL.0000000000012941

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