Früher vorzeitiger Blasensprung

Gyn-Depesche 2/2015

Ohne B-Streptokokken kein Grund zur Eile

Soll man bei einem frühen vorzeitigen Blasensprung ab der 34. SSW die Entbindung forcieren oder spontane Wehen abwarten? In Studien ergab sich für keine der beiden Strategien ein klarer Vorteil – außer bei einer vaginalen Besiedelung mit B-Streptokokken.

KOMMENTAR

In der niederländischen Multicenterstudie wurde die Antibiotikaprophylaxe je nach Klinikvorgabe unterschiedlich gehandhabt. Obwohl die Antibiose begann, bevor das Ergebnis des GBS-Abstrichs vorlag, erhielten erheblich mehr GBS-positive Frauen Antibiotika als GBS-negative. Dieses Missverhältnis äußerte sich in einer höheren Fallzahl von Neugeborenensepsis sowie klinischer oder histologischer Chorioamnionitis bei GBS-negativen Frauen. Das unterstreicht die Notwendigkeit einer pränatalen Antibiotikatherapie bei PPROM unabhängig vom GBS-Status.

Gilbert R: Immediate delivery for group B streptococcicolonised women with preterm premature rupture of membranes. Don´t forget the antibiotics. Ebd. 1273
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Gilbert+R%3A+Immediate+delivery+for+group+B+streptococcicolonised+women+with+preterm+premature+rupture+of+membranes.+Don%C2%B4t+forget+the+antibiotics.+Ebd.+1273
In 60 Kliniken wurde bei insgesamt 723 Schwangeren mit einem frühen vorzeitigen Blasensprung (PPROM) in der 34. bis 37. SSW randomisiert entweder sofort entbunden oder bis zur 37. SSW abgewartet. Die Frauen erhielten entweder zusätzlich eine prophylaktische Antibiotikatherapie oder nicht. Insgesamt erwiesen sich beide Vorgehensweisen hinsichtlich der Komplikationsraten als gleichwertig. Einziger Unterschied: Ließen sich beim Vaginalabstrich Streptokokken der Gruppe B (GBS) nachweisen, so lag das Risiko einer frühen neonatalen Sepsis beim Abwarten signifikant höher als bei einer sofortigen Weheninduktion (15,2% versus 1,8%). Bei allen GBS-negativen Schwangeren lag das Sepsisrisiko unter 3%. 75% der 103 GBS-positiven Frauen hatten eine prophylaktische Antibiotikatherapie erhalten. Trotzdem litten 13% der Neugeborenen nach einer spontanen Geburt an Sepsis, aber keines nach Induktion.
Bei Frauen mit PPROM in der 34. bis 37. SSW sollte in jedem Fall ein GBS-Abstrich und bis zum Vorliegen des Ergebnisses eine prophylaktische Antibiose erfolgen. Im Falle eines positiven GBS-Nachweises raten die Autoren zur Geburtseinleitung. Bei negativem Befund kann bis zur 37. SSW abgewartet werden. Durch diese Vorgehensweise könnten 10% der vermeidbaren Frühgeburten nach PPROM verhindert werden, so ihre Einschätzung. CW
Quelle:

Tajik P et al.: Using vaginal Group B Streptococcus colonisation in women with preterm premature rupture of membranes ... BJOG 2014; 121: 1263-72

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