Sexualanamnese bei Jugendlichen

Gyn-Depesche 2/2000

"Peinliche" Themen sensibel erörtern

In einer amerikanischen Studie wurden Jugendliche befragt, wie sie sich eine Sexualanamnese in der Arztpraxis vorstellen.

Von den 113 Probanden (Durchschnittsalter 16 Jahre) wurden 75 Jugendliche in einer klinischen Einrichtung betreut, 38 vom Kinderarzt. Die Praxis-Patienten kannten ihren Arzt deutlich länger (9,7 Jahre) als die Klinik-Patienten (0,5 Jahre). 58% hatten bereits sexuelle Erfahrungen gemacht; jeweils 78% gaben ab, dass der Arzt oder die Eltern davon wüssten. Nur ca. ein Viertel aller Jugendlichen möchte mit den Eltern über das Sexualleben sprechen. Es bestehen aber auch gegenüber dem Arzt Hemmungen, folgende Themen anzusprechen: Geschlechtsverkehr (50%), Verhütung (50%), Schwangerschaft (40%), ungewollter Geschlechtsverkehr (40%) und durch Geschlechtsverkehr übertragbare Krankheiten (STD; 34%). 42% der vom Kinderarzt betreuten, jedoch nur 16% der Klinik-Patienten würden nie Fragen stellen, die in ihren Augen peinlich sind. 45% der Jugendlichen, die einen Pädiater konsultieren, und 19% aus der Klinik hoffen auf Fragen seitens des Arztes. Es wurden mehrere Strategien zur Durchführung einer Sexualanamnese vorgeschlagen: Konkrete Fragen des Arztes über Sexualthemen (77%), Andeuten und Reaktion des Jugendlichen abwarten (19%), Abwarten bis der Jugendliche es von sich aus erwähnt (14%), Thema geht den Arzt nichts an (11%), Fragen nur bei Problemen, wie z.B. durch sexuellen Kontakt übertragene Krankheiten (10%).

Quelle: Rosenthal, SL: Adolescents views regarding sexual history taking, Zeitschrift: CLINICAL PEDIATRICS, Ausgabe 38 (1999), Seiten: 227-233

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x