Persistierende genitale Erregung

Gyn-Depesche 3/2020

PGAD: ein Fall für den Neurologen

Das Syndrom der persistierenden genitalen Erregung (persistent genital arousal disorder, PGAD) hielt man bislang eher für eine psychische Störung. Eine US-amerikanische Fallserie spricht aber für neurologische Ursachen.
Kommentar
Bei PGAD loht es sich, zugunsten der Gesundheit der Patientin auch interdisziplinäre neurologische Untersuchungen zu veranlassen.
Aus Klinikregistern der Harvard-Universität gingen zehn Fälle von weiblicher PGAD hervor, die retrospektiv ausgewertet wurden. Die Symptomatik der Betroffenen begann teilweise bereits in der Pubertät, teilweise aber auch erst im mittleren Erwachsenenalter oder nach der Menopause. 80 % berichteten von täglich bis zu 30 Episoden von genitaler Erregung ohne sexuellen Hintergrund, die in der Regel mit einem Orgasmus verbunden waren. 40 % der Frauen klagten über seltenere, aber dafür mehrere Stunden anhaltende Erregungszustände ohne Orgasmus. Grund für den Arztbesuch waren fast immer andere Unterleibsbeschwerden, wie Miktionsprobleme oder Schmerzen im Dammbereich. Die neurologische Untersuchung offenbarte bei 90 % der Betroffenen Läsionen, die mutmaßlich in einem kausalen Zusammenhang mit der PGAD standen. In vier Fällen fanden sich im MRT lumbosakrale Tarlov-Zysten, bei zwei Frauen eine sensorische Polyneuropathie. Als weitere vermutete Ursachen identifizierte man eine okkulte Spina bifida, einen plötzlichen Duloxetin-Entzug und einen lumbosakralen Bandscheibenvorfall. Eine psychiatrische Behandlung war in keinem der Fälle effektiv. Dagegen profitierten 80 % der Patientinnen von einer neurologischen Therapie. CW
Quelle: Oaklander AL et al.: Persistent genital arousal disorder: a special sense neuropathy. Pain Reports 2020; doi: 10.1097/PR9.0000000000000801

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