Das sogenannte „anterior cutaneous nerve entrapment syndrome“ (ACNES) – in der Mehrzahl der Fälle sind Frauen betroffen – entsteht durch die Strangulation eines die Bauchwand versorgenden sensiblen Nervenastes. Ursachen hierfür sind typischerweise ein erhöhter intraabdominaler Druck, eine Ischämie oder die Kompression durch Fettgewebe. Häufig dauert es allerdings sehr lange, bis die Problematik erkannt wird. Geschildert wird der Fall einer Sechzehnjährigen, die sich aufgrund seit zwei Monaten andauernder, auf Analgetika resistenter Schmerzen im linken Unterbauch vorstellte.
Einen Monat vor Schmerzbeginn hatte die Patientin die Behandlung mit einem niedrig dosierten kombinierten oralen Kontrazeptivum begonnen. Die klinische Untersuchung mithilfe des sogenannten Carnett-Zeichens ergab einen umschriebenen, druckempfindlichen Schmerzpunkt an der linken unteren Bauchwand. Bei unauffälliger Bildgebung und blanden Laborwerten wurde die Verdachtsdiagnose ACNES gestellt. Eine Lokalanästhetika- Injektion am Triggerpunkt bestätigte die Diagnose, brachte der Patientin jedoch nur vorübergehend eine Beschwerdelinderung. Nachdem auch die Behandlung mit Pregabalin und Opiaten erfolglos blieb, erfolgte eine perkutane selektive Resektion des distalen Nervenastes, die zunächst zu einer deutlichen Schmerzlinderung führte. Einige Wochen später kehrten die Beschwerden jedoch zurück, so dass eine laparoskopische Entfernung des proximalen Nervenanteils angeschlossen wurde. Seither ist die Patientin beschwerdefrei.
Ein ACNES tritt überproportional häufig im Teenageralter auf und hormonelle Kontrazeptiva scheinen bei der Pathogenese eine wichtige Rolle zu spielen. Chronische Bauchwandschmerzen in Kombination mit einer Pilleneinnahme sollten an einen eingeklemmten Nervenast denken lassen. LO