In einer retrospektiven Analyse aus Großbritannien verglich man die Gesundheitsdaten von 64.051 PCOS-Patientinnen mit denen nicht erkrankter Frauen: Nach durchschnittlich 3,5 Jahren entwickelten Patientinnen mit PCOS mehr als zweimal so häufig einen Typ-2-Diabetes als die Frauen in der Kontrollgruppe. Auch das adjustierte Risiko für eine Dysglykämie (Prädiabetes und inzidenter Diabetes) erwies sich als fast doppelt so hoch.
Erhielten die PCOS-Patientinnen jedoch ein kombiniertes orales Kontrazeptivum, sank das Risiko einer Dysglykämie um 26 % im Vergleich zu den PCOS-Patientinnen ohne hormonelle Kontrazeption. Die beobachtete Assoziation galt in allen BMIGruppen und war unabhängig davon, ob die Gestagenkomponente eine antiandrogene Wirkung besaß oder nicht.
Die Daten unterstreichen die Bedeutung eines systematischen Diabetes-Screenings für PCOS-Patientinnen – auch bei Normalgewicht. Ein möglicher protektiver Effekt ist durch den östrogenvermittelten Anstieg der SHGB-Produktion in der Leber erklärbar, der die freie Androgenfraktion vermindern könnte. Nicht auszuschließen ist jedoch ein Verordnungs-Bias: Möglicherweise bekamen Patientinnen mit Adipositas, Hypertonie und Dyslipidämie – also mit einem höheren Risiko für eine gestörte Glucosetoleranz – schlicht seltener die Pille verschrieben. CW