Vielfach angewandt werden Kontrazeptiva der zweiten Generation mit einem Gehalt von 30 bis 40 µg Ethinylestradiol. Aus Studien lässt sich ableiten, dass das Risiko für venöse Thrombosen unter diesen Präparaten bei gesunden jungen Frauen um den Faktor drei bis sechs erhöht ist. Von den Kontrazeptiva der dritten Generation hatte man sich ursprünglich eine Senkung des Risikos versprochen, doch das Gegenteil trat ein. Inzwischen ist erwiesen, dass das Risiko unter diesen Präparaten 1,4- bis 4-mal so hoch ist wie unter denen der zweiten Generation. Dafür verantwortlich sind die Gestagenkomponenten Desogestrel und Gestoden. Unter diesen Substanzen verändern sich die Plasmaspiegel diverser Gerinnungsfaktoren so, dass als Nettoeffekt eine prothrombotische Wirkung resultiert. Im ersten Anwendungsjahr ist das Risiko mit Abstand am höchsten, so dass die Pille der dritten Generation als erste Wahl für Neueinsteigerinnen nicht mehr empfohlen werden kann. Als wichtigster genetischer Risikofaktor gilt die Faktor-V-Leiden-Mutation, eine entsprechende Untersuchung ist jedoch nach Ansicht dieser Autoren nur bei positiver Familien- oder Eigenanamnese indiziert (vgl. oben). Starkes Übergewicht und oberflächliche Thrombophlebitis stellen keine absoluten Kontraindikationen für die Verordnung der Pille dar. (re)
Orale Kontrazeptiva
Gyn-Depesche 7/2001
Pille und Thromboserisiko - der aktuelle Stand
Seit Einführung der oralen Kontrazeptiva war das erhöhte Risiko für venöse Thromboembolien immer ein Thema. In einer Übersicht wurden aktuelle Informationen zu Präparategruppen und Risikofaktoren zusammengefasst.
Quelle: Vandenbroucke, JP: Oral contraceptives and the risk of venous thrombosis, Zeitschrift: NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE, Ausgabe 344 (2001), Seiten: 1527-1533