Derzeitiger Wissens-Stand

Gyn-Depesche 5/2000

Positive Effekte der Pille

Die öffentliche Diskussion bietet den vergleichsweise seltenen kardiovaskulären Risiken oraler Kontrazeptiva ein großes Forum. Dabei gibt es eine stattliche Anzahl an positiven kurz- mittel und langfristigen Effekten.

Publikationen belegen, dass orale Kontrazeptiva (OC) einen protektiven Effekt auf das Ovarialkarzinom ausüben. Der Zeitraum, über welchen die Frauen OC einnehmen (vier, acht bzw. zwölf Jahre) beeinflusst das Risiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken. Eine Metaanalyse von 16 Studien mit über 3 700 Fällen zeigte, dass sich das Risiko um 40%, 53% bzw. 60% erniedrigt. Das Endometriumkarzinom tritt unter OC-Einnahme ca. 50% seltener auf. Auch hier ist der Einnahmezeitraum von Bedeutung: nach einem Jahr OC-Einnahme sinkt das Risiko um 20%, nach vier Jahren um mehr als 50%, nach zwölf Jahren um ca. 70%. Auch gutartige Ovarial-, Uterus- und Brusttumore werden unter OC-Einnahme seltener beobachtet. In Großbritannien fanden die RCGP-Studie ein zu 60% signifikant niedrigeres Risiko für Leiomyofibrome und die Oxford-Family-Planning-Studie eine signifikante Risikoreduktion in Abhängigkeit von der OC-Einnahmedauer. Gutartige Veränderungen in der Brust wurden unter OC-Einnahme in vielen epidemiologeischen Studien seltener (25-50%) beobachtet. In einer Metaanalyse wurde ein um ca. 80% reduziertes Risiko ektoper Schwangerschaften bei Einnahme von OC beobachtet. OCs verkürzen die Dauer der monatlichen Menstruation und führen bei 60-80% der Frauen zu geringeren Blutverlusten. Die RCGP-Studie konnte zeigen, dass sich das Risiko einer Eisenmangelanämie um mehr als 40% reduziert und dass sich zu ca. 30% seltener ein prämenstruelles Syndrom entwickelt. Seit langem wird ein erniedrigtes Risiko der Entwicklung einer schweren rheumatoiden Arthritis unter OC-Einnahme diskutiert.

Quelle: Garbe, E: Nicht-kontrazeptiver Nutzen der Pille - ein oft unbeachteter Faktor, Zeitschrift: ZENTRALBLATT FUR GYNAKOLOGIE, Ausgabe (2000), Seiten: 18-27

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