Arzt misst bei einer Hochschwangeren den Blutdruck.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Gyn-Depesche 5/2022

Präeklampsie – ein frühes kardiovaskuläres Warnsignal

Das nachteilige kardiovaskuläre Risikoprofil von Frauen mit Präeklampsie entwickelt sich schon in den Jahren vor der Schwangerschaft. Das berichten Wissenschaftler:innen aus Kanada.
Frauen mit Präeklampsie haben ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Herz-Kreislauf- Erkrankung zu entwickeln. Zu den Risikofaktoren für eine Präeklampsie zählen Bluthochdruck, Dyslipidämie und Dysglykämie. Allerdings ist wenig über den natürlichen Verlauf dieses Risikoprofils und seine Entstehung bekannt. Eine retrospektive Kohortenstudie aus Kanada untersuchte nun, wie sich die kardiovaskulären Risikofaktoren in den Jahren vor einer Schwangerschaft verändern bei Frauen, die eine Präeklampsie entwickeln, im Vergleich zu Frauen ohne Präeklampsie. In die Studie einbezogen wurden 156.278 Nulliparae mit Einlingsschwangerschaften von Januar 2011 bis Dezember 2018.
 
Kardiovaskuläres Risikoprofil unterscheidet sich bereits vor der Schwangerschaft
Die Ergebnisse: Die 156.278 Frauen, von denen 3.827 eine Präeklampsie entwickelten, hatten bei allen prägraviden Tests insgesamt einen Mittelwert von 4,0 ± 3,3. Die beiden letzten prägraviden Tests wurden durchgeführt im Median 0,6 bzw. 1,9 Jahre vor der Schwangerschaft. Frauen, die später eine Präeklampsie entwickelten, hatten ein höheres prägravides HbA1c, Nüchternglukose, zufällige Glukose, LDL-Cholesterin, Triglyceride und ALT und niedrigeres HDL-Cholesterin als die Frauen in der Vergleichsgruppe. Außerdem zeigten sich bei ihnen in den Jahren vor der Schwangerschaft höhere jährliche Anstiege der Triglyceride (13,8- fach höher) und zufälliger Glukose (1,55- fach höher), verbunden mit einer größeren jährlichen Abnahme des HDL-Cholesterins (9,7-fach höher) im Vergleich zu den Frauen in der Vergleichsgruppe. Während dieser Zeit stieg der Nüchternglukosewert bei Frauen, die eine Präeklampsie entwickelten, an, nahm jedoch bei ihren Altersgenossinnen ab.
 
Primärprävention empfohlen
Das kardiovaskuläre Risikoprofil von Frauen mit Präeklampsie unterscheidet sich bereits vor der Schwangerschaft von denen ohne Präeklampsie, so das Fazit der Forschenden. Zusammenfassend lässt sich feststellen: Frauen mit Präeklampsie haben in den Jahren vor dem Ereignis höhere Werte bei prägravidem HdA1c, Nüchternglukose, zufälliger Glukose, Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, Triglyceride und ALT im Vergleich zu Frauen ohne Präeklampie, verbunden mit einem niedrigeren HDL-Cholesterin. Die Diagnose einer Präeklampsie kann daher als Warnsignal betrachtet werden, das die klinische Identifizierung von Frauen mit höherem kardiometabolischem Risiko bereits in jungen Jahren ermöglicht. Dies könnte zur verbesserten Überwachung, einer frühzeitigen Modifikation von Risikofaktoren und idealerweise zu einer Primärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen beitragen, so die Forschenden. AZ
Quelle: Retnakaran R, Shah BR: The adverse cardiovascular risk factor profile of women with pre-eclampsia develops over time in the years before pregnancy. BJOG 2022;129(4):1512–20; doi: 10.1111/1471-0528.17084
ICD-Codes: O14.9
Urheberrecht: Adobe Stock - Mediteraneo

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x