Brustkrebs in der Familie

Gyn-Depesche 2/2022

Prämenopausal dichteres Brustgewebe

Eine familiäre Brustkrebsbelastung und ein dichtes Brustdrüsengewebe in der Mammographie sind unabhängige Risikofaktoren für das Mammakarzinom. Welcher Zusammenhang besteht zwischen diesen beiden Risikofaktoren in der Prämenopause?
Dieser Frage ging ein US-Forscherteam im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie nach. Analysiert wurden zwei Kollektive prämenopausaler Frauen im Durchschnittsalter von 47 Jahren: Das Entwicklungskollektiv bildeten 375 Frauen, die zwischen 2015 und 2016 an einem Routine-Mammographie-Screening teilgenommen hatten. Ihre Mammographieaufnahmen unterzogen die Forschenden einer quantitativen volumetrischen Brustdichteanalyse nach der Volpara- Methode. Das Validierungskollektiv umfasste 14.040 Frauen, die zwischen 2010 und 2015 eine Screening-Mammographie absolviert hatten. Die Brustdichte objektivierte die Arbeitsgruppe qualitativ mithilfe der BI-RADS (Breast Imaging Reporting and Data System)- Klassifikation. Von allen Frauen lagen Informationen zu einer familiären Mammakarzinombelastung sowie zur Anzahl der betroffenen Angehörigen vor.
In der Entwicklungskohorte zeigte sich: Familiär belastete Frauen hatten im Vergleich zu Frauen ohne Familienanamnese eine um 25 % höhere volumetrische prozentuale Brustdichte (Odds Ratio, OR 1,2). Bei einer einzigen erkrankten Verwandten ersten Grades war die volumetrische Brustdichte um 24 % größer als bei denen ohne betroffene Angehörige (OR 1,24). Ähnliches stellten die Forschenden im Validierungskollektiv fest: Eine positive Familienanamnese ging im Vergleich zur leeren Familienanamnese mit einer um 30 % höheren Wahrscheinlichkeit für dichtes Brustdrüsengewebe (BI-RADS 3-4) einher (OR 1,30). Bei einer einzigen betroffenen Verwandten ersten Grades stieg die Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu Frauen ohne betroffene Angehörige um 29 % (OR 1,29). Somit besteht offenbar ein relevanter Zusammenhang zwischen familiär bedingten Karzinomen der Mamma und einem dichten Brustdrüsengewebe in der Prämenopause – unabhängig davon, ob die Gewebedichte quantitativ oder qualitativ gemessen wird.
Praxisfazit: Die Studienergebnisse unterstreichen, dass die mammographische Brustdichte eine erbliche Komponente hat, meinen die Forschenden und empfehlen: Prämenopausale Frauen mit einer positiven Familienanamnese sollten frühzeitig mit dem jährlichen Mammographie-Screening starten. LO
Quelle: Han Y et al.: Family history of breast cancer and mammographic breast density in premenopausal women. JAMA Netw Open 2022; 5(2): e2148983

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