Aktuelles vom Fortbildungskolleg

Gyn-Depesche 3/2021

Praxistipps zu Pap-III-Befund, vaginalen Pilzinfektionen und hormonellen Kontrazeptiva

Fortbildungen für Gynäkolog:innen werden regelmäßig bei den Veranstaltungen des Fortbildungskollegs angeboten. Im Mittelpunkt der Online-Veranstaltung vom 26. März 2021 standen relevante Krankheitsbilder der täglichen Praxis.
Verhütungsberatung 2.0 nach 60 Jahren „Pille“ In Deutschland stehen orale Kontrazeptiva in unterschiedlichen Hormonkombinationen zur Verfügung. Aufgrund ihres unterschiedlichen Wechselwirkungs- und Nebenwirkungsprofils ist eine differenzierte Risikobeurteilung der einzelnen Präparate – auch im Hinblick auf das VTE-Risiko – in der gynäkologischen Praxis unerlässlich. Hierbei darf nicht vergessen werden, dass alltägliche Risikofaktoren wie Rauchen und Adipositas für die Entwicklung einer VTE eine wesentlich größere Rolle spielen als die orale Kontrazeption. Auf der anderen Seite habe die kontroverse Haltung vieler Frauen zu hormonhaltigen Kontrazeptiva einen nicht unerheblichen Wechsel zu hormonfreien, weniger wirksamen Alternativen zur Folge sowie einen erhöhten Gebrauch von Notfallkontrazeptiva, erklärte Dr. Ludwig N. Baumgartner, Freising. Wichtig sei zu kommunizieren, dass durch eine Reduktion von Ethinylestradiol (EE) in den oralen Kontrazeptiva die Inzidenz für VTEs erheblich gesenkt werden konnte. Ergebnisse einer dänischen Fall-Kontroll-Studie zeigen, dass eine Verringerung der EE-Dosis von 30 μg auf 20 μg das relative Risiko für VTEs erheblich senken kann, unterhalb dieser Dosierung kann eine Zyklusstabilität über orale Kontrazep- tion jedoch nicht gewährleistet werden. Baumgartner präsentierte zudem die Ergebnisse einer Real-World-Studie (INAS-SCORE) zur kardiovaskulären Sicherheit von Dienogest/Estradiolvalerat (DNG/EV): DNG/EV war mit dem gleichen kardiovaskulären Risiko assoziiert wie kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) mit Levonorgestrel oder andere KOK– oder mit einem signifikant niedrigeren Risiko. VW
 
Dr. med. Ludwig N. Baumgartner: Hormonelle Kontrazeption – Update 2021.
 
Vulvovaginalkandidose effektiv therapieren
Gegen Pilzerreger bildet sich keine Immunität – dies müsse man seiner Patientin unbedingt mit auf den Weg geben, so Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz, Berlin. Und auch der Sexualpartner sei unschuldig, da die „Andockstellen“ von Candida östrogenabhängig seien, die Quelle der eigene weibliche Körper. Das Wichtigste für eine effektive Therapie sei eine valide Diagnose auf einem geeigneten Kulturmedium für die Candida-Diagnostik, am besten in der eigenen Praxis.
Für eine effektive Therapie der Vulvovaginalkandidose empfiehlt Tietz eine Behandlung mit Clotrimazol plus Milchsäure, das Präparat steht als Eintages- oder als Dreitages-Kombitherapie (Vaginaltablette/n plus -creme) zur Verfügung.
Entscheidend für den großen Erfolg dieses Präparats ist die Zusammensetzung, so Tietz: Der Zusatz von Milchsäure sorgt für eine Absenkung des vaginalen pH-Wertes. Im sauren Milieu wächst Candida albicans exponentiell, was einerseits zu den typischen Beschwerden führt, ihn aber gleichzeitig therapeutisch angreifbar macht. Frauen müssen bei der Entscheidung zwischen beiden Therapieformen keine Kompromisse bei der Wirksamkeit machen. Für den schnellen Wirkeintritt bei einmaliger Gabe ist die hohe Clotrimazol-Dosierung von 500 mg in Kombination mit dem Milchsäurezusatz verantwortlich. Unter der Eintages-Kombi-Therapie mit anschließender Creme-Anwendung gehen die Symptome Rötung, Juckreiz und Brennen signifikant schneller zurück als unter einer herkömmlichen Clotrimazol-Therapie ohne Milchsäure, wie eine nicht interventionelle Studie von Tietz zeigen konnte. VW
 
Prof. Dr. med. H.-J. Tietz:
 
Gebärmutterhalskrebs: Zellveränderungen positiv beeinflussen
Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs ist wichtig und notwendig – jährlich erhalten in Deutschland über 200.000 Frauen die Nachricht, dass bei ihnen ein Befund aus der Gruppe Pap III oder Pap IIID vorliegt. Prof. Dr. Monika Hampel, Düsseldorf, präsentierte eine Untersuchung der Arbeitsgruppe um A. Müller mit über 200 Frauen, die einen auffälligen Pap-Befund erhielten. Für die Studie wurden die Frauen in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe wartete ohne Behandlung einfach zu, die andere wendete ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel in Form eines Gels mit hoch dispersem Siliciumdioxid, Zitronensäure und Natriumselenit (Selen) über einen Zeitraum von drei Monaten an. Der Anteil hr-HPV(high risk human papillomavirus)-positiver Befunde nahm durch die Anwendung des Gels deutlich ab: von 87 % zu Beginn auf 41 % nach der dreimonatigen Behandlung. An der Untersuchung nahm auch eine Gruppe von 100 Frauen mit unklaren Abstrichbefunden oder leichten bis mittelgradigen Dysplasien teil. Auch diese veränderten sich deutlich zum Positiven: bei 81 % der untersuchten Patientinnen (n = 94) kam es zu einer Remission (62 %) oder Regression (19 %) der Befunde. „Unklare Gebärmutterhalsabstriche sind eine enorme psychische Belastung für die Patientinnen“, so Hampel. Diese Zeit könne man nun sinnvoll überbrücken: Das Medizinprodukt sei zur Förderung der Remission bei unklaren Zervixabstrichen (zervikale Erosionen/ASC-US, ASC-H, LSIL, HSIL/Pap III oder Pap IIID) zugelassen. Zur Primärprävention steht seit 2016 der nonavalente Impfstoff zur Verfügung. Besonders bemerkenswert seien die Ergebnisse des finnischen Krebsregisters, in dem erstmals nachgewiesen werden konnte, dass die Impfung auch Krebs verhindern kann, nicht nur dessen Vorstufen. VW
 
Prof. Dr. Monika Hampel:
 
ICD-Codes: Z30.

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