16. Meeting der International Gynecologic Cancer Society, IGCS

Gyn-Depesche 1/2017

Prophylaktische Salpingektomie – Fertilitäts-erhaltende Chirurgie

Auf dem diesjährigen Kongress der International Gynecologic Cancer Society (IGCS) in Lissabon, den mehr als 2500 Teilnehmer besuchten, wurde besonders Wert auf interaktive Sessions gelegt. Neben den Hauptsitzungen, Videopräsentationen zu Operationstechniken gab es täglich umfangreiche Posterpräsentationen, die den Fortschritt im Kampf gegen den gynäkologischen Krebs eindrücklich zeigten. Es gab dabei neue Daten zur Frage, was Patientinnen von einer prophylaktischen Salpingektomie zur Ovarialkarzinom- Prophylaxe halten, wie in Deutschland die Ovarialkarzinom-Nachsorge vonstatten geht, und Kasuistiken zur Frage, ob Fertilitätserhalt bei Granulosazelltumor im Stadium III eine sinnvolle Sache ist.

Prophylaktische Salpingektomie bei Cholezystektomie
 
In einer Grazer Pilotstudie wurden 20 Frauen im Alter von mehr als 45 Jahren, bei denen eine elektive, benigne laparoskopische Cholecystektomie (LCHE) geplant war, im Vorfeld nach ihrer Einstellung zu einer begleitenden prophylaktischen Salpingektomie befragt. Ein klinischer Psychologe führte 30- bis 60-minütige Face-to-face-Interviews durch: Erfragt wurden Aspekte wie Angst vor Fertilitätsverlust, vor Veränderung des Körperbildes oder vor dem Verlust der Weiblichkeit an sich. Die Möglichkeit, durch diese Maßnahme das Risiko eines Ovarialkarzinoms zu reduzieren, wurde von 19 Patientinnen (95%) in Erwägung gezogen, berichtete Univ.-Prof. Karl Tamussiono, Graz. 11% hatten keinerlei Bedenken, sich die Eileiter entfernen zu lassen, neun würden auf der Stelle dem Eingriff zustimmen, nur eine Patientin lehnte diese Maßnahme ab. Als Begründung gaben die Frauen an erster Stelle die Risikoreduktion an.
Hintergrund: Eine Salpingektomie gilt als ein das Ovarialkarzinomrisiko reduzierender Eingriff. Man geht heute von einer Entstehung der Ovarialkarzinome (high grade und serös) aus einer gemeinsamen Vorläuferläsion aus Ovarien, Tuben und Peritoneum aus. Bei etwa 60% aller high-grade-serösen Ovarialkarzinome lassen sich invasive Läsionen im Bereich der Fimbrien nachweisen.
 
Follow-up bei Ovarialkarzinom
 
Dr. Jacek Grabowski, Berlin, präsentierte eine Übersichtsstudie der NOGGO (Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie e.V.). Diese bislang größte Übersichtsstudie beleuchtete die Arzt/Patientinnen-Kommunikation im Follow-up bei Ovarialkarzinom. Insgesamt wurden die Daten von 563 Frauen anhand eines anonymisierten Erhebungsbogens mit 14 Fragepunkten analysiert. Von den teilnehmenden Patientinnen waren 74% mit einem Ersttumor und 24% mit einem Rezidiv in Behandlung (Operation/Chemotherapie). Das Ergebnis: Nach der Erst-OP wurden 55% der Patientinnen weiterverfolgt, 18,1% während der Chemotherapie. Doch 10,3% erhielten keine weiteren Informationen zur Möglichkeit einer Nachsorge. Angst oder Depression wurden von 20,6% der Patientinnen berichtet, 38,5% gaben Schlaflosigkeit an.
 
Fertilitätserhalt bei juvenilem Granulosazelltumor
 
Fruchtbarkeitserhaltende Operationstechniken bei juvenilen Granulosazelltumoren des Ovars im Stadium III werden sehr kontrovers diskutiert. In ausgewählten Fällen waren die Überlebensrate nicht beeinträchtigt durch die Schonung der nicht-befallenen Tuben, Ovarien und Uteri. John L. Powell, Wrightsville Beach, USA, schilderte zwei Kasuistiken zu Teenagern, deren entsprechend kategorisierter Tumor konservativ behandelt wurde. Die 13 Jahre alte Patientin gebar später drei Kinder, die damals 17-Jährige brachte im Lauf der Jahre vier Kinder zur Welt – beide Patientinnen leben bis heute.
 
Follow-up nach Fertilitäts-erhaltender Chirurgie
 
Die Arbeitsgruppe um Dr. Jirí Sláma, Prag, überprüfte die Sensitivität verschiedener Methoden im Follow-up bei Zervixkarzinom nach Fertilitäts-erhaltender Chirurgie, die Lymphadenektomie, abdominale/vaginale Trachelektomie oder Konisation umfasste. In dreimonatigen Intervallen wurden u. a. Kolposkopie, Pap-Abstrich, HPV-Test mit 16/18-Typisierung und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Die Dauer des Follow-up lag im Median bei 37 Monaten. Die höchste Sensitivität zur Aufdeckung von Rezidiven erreichte die Kolposkopie in Verbindung mit HPV-Test. Andere Methoden waren weniger verlässlich, so kam der Pap-Test speziell nach Trachelektomie auf eine Falsch-positiv-Rate von 27,7%.
In zwei Jahren wird das IGCS-Meeting in Kyoto, Japan, stattfinden (19. bis 21. Oktober 2018). VW

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