Die Forscher:innen identifizierten im Rahmen einer zweistufigen Studie mit prospektivem Follow-up unterschiedliche proteomische Urinprofile bzw. proteomische Signaturen im Urin, die das Fortschreiten von gastrischen Läsionen und das Risiko für ein Magenkarzinom vorhersagen können.
Im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie identifizierte man bei 109 von insgesamt 123 untersuchten Patient:innen gastrische Läsionen (Kontrollgruppe), bei den übrigen 14 ein Magenkarzinom (Fallgruppe), wobei fünf Personen hochgradige intraepitheliale Neoplasien (HGIN) und neun ein invasives Magenkarzinom aufwiesen.
Von 111 Personen wurden gastrische Biopsien entnommen und 109 von ihnen lieferten auch analysierbare Urinproben ab. Die Ergebnisse der Urinanalyse validierte man an Proben einer unabhängigen 132-köpfigen Kohorte mit den gleichen Ein- und Ausschlusskriterien, von denen 114 präkanzeröse gastrische Läsionen aufwiesen (Kontrolle) und 18 ein Magenkarzinom (fünf mit HGIN, 13 mit invasivem Karzinom). Eine Subgruppe von 60 Teilnehmer:innen mit gastrischen Läsionen wurde außerdem im Rahmen einer prospektiven Studie 297– 857 Tage lang nachbeobachtet.
Basierend auf diesen Daten wurden bei Proband:innen mit Magenkrebs und Patient:innen mit leichter oder fortgeschrittener gastrischer Läsion 43 unterschiedlich exprimierte Proteine im Urin identifiziert. Von dieser Auswahl waren vier Schlüsselproteine mit der Progression gastrischer Läsionen assoziiert: ANXA11, CDC42, NAPA und SLC25A4. Aus der aufsummierten erhöhten Expression (normales Expressionsniveau mal Regressionkoeffizient) der vier Proteine wurde ein Gesamt-Proteinscore berechnet. Pro Erhöhung des Gesamt-Proteinscores um eine Standardabweichung stieg das Risiko für ein Magenkarzinom um mehr als das Zweifache (Odds Ratio, OR 2,13 gegenüber einer leichten bzw. OR 2,43 gegenüber einer fortgeschrittenen gastrischen Läsion). Das Risiko einer Progression gastrischer Läsionen stieg mit Erhöhung des Scores um mehr als das Dreifache (OR 3,63).
In einer Modellberechnung konnte durch die Berücksichtigung des Gesamt-Proteinscores, zusätzlich zu den Risikofaktoren Alter, Geschlecht und initiale Pathologie, die Vorhersage des Risikos für Magenkrebs sowie für ein Fortschreiten gastrischer Läsionen signifikant verbessert werden. Die Urinanalyse könnte künftig somit eine nicht invasive Methode zur Früherkennung von Hochrisikopopulationen darstellen.