Vergewaltigungs-Opfer

Gyn-Depesche 8/2003

Psychische Versorgung nicht vernachlässigen

Weltweit erleiden rund 13% aller Frauen und 3% aller Männer sexuelle Gewalttaten. Neben der medizinisch gebotenen Behandlung sollte diesen Patienten besondere Empathie und Verständnis entgegengebracht werden, um Langzeitfolgen zu vermeiden.

Von sexuellen Gewalttaten besonders betroffen sind Gefangene, Heranwachsende, injizierende Drogenabhängige, Ältere und physisch oder psychisch beeinträchtigte Menschen sowie auch Personen, die bereits in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch erfahren mussten. Offenbart sich ein Opfer dem Arzt, sollte mit der Patientin eine polizeiliche Anzeige erwogen werden. Wird zugestimmt, sollte (genetisch verwertbares) Material verwahrt, also z. B. Kleidung nicht gewaschen werden. Die Sicherung von DNA-Material muss innerhalb von zehn Tagen erfolgen. Weiterhin ist der Patientin Vertraulichkeit zuzusichern und der Schilderung des Vorfalls in einer nicht-wertenden Weise zuzustimmen. Die Beurteilung des Wahrheitsgehaltes der Schilderung obliegt eher der Polizei. Angst und Erregung sollten der Patientin als normale Reaktionen auf ein solches Ereignis erklärt werden. Die medizinische Versorgung umfasst die Versorgung von Verletzungen, gegebenenfalls eine Notfall-Kontrazeption (am besten mit wiederholten hochdosierten Levonorgestrel-Gaben oder notfalls durch Gabe von zwei 50-µg-Östrogen-Kontrazeptivum-Tabletten zweimal innerhalb von zwölf Stunden) sowie die Prophylaxe von Chlamydien- und Hepatitis-B-Infektionen durch Gabe von z. B. Azithromycin bzw. Hepatitis-B-Vakzine. (bk)

Quelle: Mein, JK: Management of acute adult sexual assault, Zeitschrift: MEDICAL JOURNAL OF AUSTRALIA, Ausgabe 178 (2003), Seiten: 226-230

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