Mikroinvasives Zervixkarzinom

Gyn-Depesche 2/2018

Radikale Hysterektomie ist übertrieben

Die operative Therapie des mikroinvasiven Plattenepithelkarzinoms der Zervix besteht in der Konisation bzw. der einfachen vaginalen Hysterektomie. Bei mikroinvasiven Adenokarzinomen wird hingegen meist ein radikaleres Vorgehen gewählt. Ob dies gerechtfertigt ist, haben US-Wissenschaftler untersucht.

Gemäß FIGO-Klassifikation liegt ein mikroinvasives Zervixkarzinom (IA) vor, wenn sich der Tumor ausschließlich mikroskopisch darstellen lässt. Im Stadium FIGO IA1 besteht eine Stromainvasion ≤3mm sowie eine horizontale Ausdehnung ≤7mm. Im Stadium IA2 infiltrieren die Tumorzellen in eine Tiefe >3 aber ≤5mm und zeigen eine Ausdehnung ≤7mm. Forscher aus San Diego haben nun 1567 Patientinnen identifiziert, bei denen zwischen 1988 und 2010 ein mikroinvasives Adenokarzinom der Zervix diagnostiziert worden war. Das Vergleichskollektiv bildeten 5749 Patientinnen mit einem mikroinvasiven Plattenepithelkarzinom.
Die Patientinnen mit einem Adenokarzinom wurden deutlich seltener uteruserhaltend bzw. mittels einfacher Hysterektomie behandelt als die Patientinnen mit einem Plattenepithelkarzinom im gleichen Stadium. Eine radikale Hysterektomie erfolgte bei den Adenokarzinomen mit 2,8-fach größerer Wahrscheinlichkeit als bei plattenepithelialer Histologie. Bei den Patientinnen mit einem Adenokarzinom im Stadium IA1 bzw. IA2 betrug das Fünf-Jahres- Gesamtüberleben 97,3% bzw. 98,3% und bei den Patientinnen mit einem Plattenepithelkarzinom 96,7% bzw. 95,6%. Weder beim Adenokarzinom noch beim Plattenepithelkarzinom hatte die Radikalität des operativen Vorgehens einen Einfluss auf die Überlebensprognose. Patientinnen mit einem mikroinvasiven Zervixkarzinom, so das Fazit der Autoren, haben unabhängig vom histologischen Subtyp eine exzellente Prognose, die sich auch durch ein radikaleres operatives Vorgehen nicht weiter verbessern lässt. LO
Quelle:

Bean LM et al.: Survival of women with microinvasive ... Am J Obstet Gynecol 2017; 17: 332.e1-332.e6

ICD-Codes: C53.9

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