KONTROVERSE: Übermäßige Gewichtszunahme

Gyn-Depesche 5/2015

Regelmäßig Wiegen?

Bei immer mehr Frauen übersteigt die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft das empfohlene Maß. Ist eine regelmäßige Kontrolle von Nutzen?

Ein niedriger BMI in der Frühschwangerschaft erhöht das Risiko für ein geringes Geburtsgewicht, ein hoher das Risiko für Gestationsdiabetes und Makrosomie. Wenig Evidenz gibt es dagegen für eine Assoziation zwischen der Gewichtszunahme in der Schwangerschaft und dem Komplikationsrisiko, betonte Emeritus Prof. Philip J. Steer, London. Zudem mache es wenig Sinn, die Gewichtszunahme zu kontrollieren, wenn man sie nicht beeinflussen kann. Interventionsversuche haben sich in Studien nämlich bisher als wirkungslos erwiesen. Notwendig sei vielmehr, Fettleibigkeit in der Allgemeinbevölkerung zu reduzieren. Regelmäßiges Wiegen in der Schwangerschaft löse das Problem nicht.
Prof. Emily Oken, außerordentliche Professorin in Boston, sah in eigenen Studien dagegen deutliche Hinweise für einen Zusammenhang zwischen einer angemessenen Gewichtszunahme und einem verringerten Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie SGA- oder LGA-Babys, Frühgeburten, Sectiones und postpartale Gewichtsretention. Auch für die Effektivität von Ernährungs- und Sportprogrammen gebe es Belege. Im Gegensatz zur sonographischen Kontrolle des fetalen Wachstums ist Wiegen mit wenig Aufwand und Kosten verbunden, erklärte Oken. Selbst wenn es peripartale Komplikationen bei Mutter und Kind nicht per se verhindern könne, sei es doch ein erster Schritt. CW

Quelle:

Steer PJ, Oken E: Routine weighing of women during pregnancy is of limited value and should be abandoned: For and against. BJOG 2015; 122: 1101

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