Mütterlicher Stress in der Schwangerschaft
Gyn-Depesche 6/2020
Resiliente Mütter – lange Telomere beim Nachwuchs
Mütter, die in der Schwangerschaft Stress erfahren und eine wenig ausgeprägte Resilienz haben, gebären öfter Nachwuchs mit geringen Telomerlängen.
Eine verkürzte Telomerlänge (TL) ist nicht nur ein Biomarker, sondern scheint auch eine kausale Rolle bei einer Vielzahl von physischen und psychischen Störungen und Mortalitätsrisiken zu spielen. Die Länge der Telomere beim Neugeborenen hat wichtige Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit und die Anfälligkeit für häufige altersbedingte Störungen. Ob mütterlicher Stress während der Schwangerschaft ein Grund für geringere Telomerlängen sein kann, wurde nun in einer finnischen Kohortenstudie untersucht. Bei einer Stichprobe von 656 Mutter-Kind-Dyaden wurden im Laufe der Schwangerschaft mehrere Reihenuntersuchungen durchgeführt, um mütterlichen Stress zu quantifizieren. Die Hauptkomponentenanalyse identifizierte die zwei Faktoren Stress und Positivität, die in Bezug zueinander gesetzt wurden. TL wurde mit Hilfe quantitativer Polymerase-Kettenreaktion in Leukozyten gemessen, die kurz nach der Geburt aus Nabelschnurblut extrahiert wurden. Das Ergebnis: Der mütterliche Stress korrelierte mit signifikant kürzerer TL des Neugeborenen, die Positivität mit signifikant längeren. Die mütterliche Resilienz war signifikant und positiv mit der TL des Neugeborenen assoziiert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die mütterliche psychische Resilienz eine positive Wirkung auf die Telomerlänge der Nachkommen haben kann, daher unterstreichen die Autoren die Bedeutung der Verbesserung der mütterlichen psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens während der Schwangerschaft. AT
Quelle: Verner G et al.: Maternal psychological resilience during pregnancy and newborn telomere length. AJP 2020; doi: 10.1176/appi.ajp.2020.19101003. Epub ahead of print