Impfstoff zur Kolpitis-Therapie

Gyn-Depesche 5/2000

Rezidive verhindern - Frühgeburten vermeiden

Kolpitiden sind der häufigste Grund für einen Besuch beim Gynäkologen: circa fünf Millionen Frauen erkranken daran jedes Jahr. Die symptomatische Therapie mit Antibiotika, Antimykotika oder Trichomonaziden bringt oftmals nur kurzzeitige Erleichterung. Jede zehnte Frau erleidet ein Rezidiv. Ein biotechnologischer Impfstoff verspricht eine Lösung.

Bei Patientinnnen mit Rezidiven findet man überwiegend aberrierende Lactobakterien-Stämme. Sie produzieren zu wenig Milchsäure und kein Wasserstoffperoxid. Dadurch steigt der pH-Wert der Vagina. Die Folge: pathologische Keime können nicht mehr abgewehrt werden und eine Infektion der Scheide verursachen, die sich als Fluor genitalis, Brennen und Juckreiz bemerkbar macht. Die Immunstimulation durch einen biotechnologisch hergestellten Impfstoff aus inaktivierten Keimen von Lactobazillus-Stämmen setzt hier an. In erster Linie werden spezifische Antikörper gegen die aberranten Stämme der Döderlein-Flora gebildet. Zusätzlich werden über Kreuzreaktionen auch pathogene Erreger eliminiert. Die Döderlein-Flora wird so langfristig rekonstituiert. Eine Anwendungsbeobachtung dokumentierte die Wirkung der Impfung. Die 576 Teilnehmerinnen litten durchschnittlich seit dreieinhalb Jahren unter rezidivierenden Kolpitiden, die durch unterschiedliche Erreger verursacht wurden. Als Grundimmunisierung erhielten die Patientinnen drei intramuskuläre Spritzen im Abstand von 14 Tagen und eine Booster-Impfung nach einem Jahr. Die Zahl der Rezidive sank nach dieser Therapie um 82%. Von den Ärzten und Patientinnen beurteilten 80% die Wirksamkeit mit gut oder sehr gut. 63% der Patientinnen hatten keine Re-Infektion. Da eine bakterielle Dysbalance der Scheide ein hohes Risiko für Frühgeburtlichkeit darstellt, dient die Impfung auch als Prophylaxe bei Frauen mit Kinderwunsch. (JS)

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