CAVE

Gyn-Depesche 6/2022

Risikofaktor Migräne

Schätzungsweise jede vierte Frau im fortpflanzungsfähigen Alter leidet an Migräne. In der Schwangerschaft steigt dadurch offenbar das Risiko einer Frühgeburt oder Präeklampsie.
Im Rahmen der US-amerikanischen nu- MoM2b-Studie (Nulliparous Pregnancy Outcomes Study Monitoring Mothers tobe) wurden 9.450 Erstgebärende während der Frühschwangerschaft befragt, ob sie jemals Migräne gehabt hätten. 1.752 Frauen bejahten dies.
Insgesamt lag das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen in dieser Gruppe um 26 % höher als in der Vergleichsgruppe ohne Migräne. Insbesondere die Frühgeburtsrate war mit 10,6 versus 7,8 % signifikant erhöht. In adjustierten Analysen ergab sich dadurch ein um 40 % größeres Risiko einer spontanen Frühgeburt für Schwangere mit Migräne. Das Risiko einer medizinisch indizierten Frühgeburt kletterte um 44 %. Auch schwangerschaftsassoziierte Hochdruckerkrankungen, vor allem Präeklampsie und Eklampsie, traten häufiger auf bei Frauen, die eigenen Angaben zufolge an Migräne litten: Hier stieg das Risiko um 18 %. Totgeburten oder SGA-Babys kamen dagegen nicht häufiger vor. Mit chronischer Hypertonie, Diabetes oder Adipositas war Migräne nicht assoziiert.
In Sensitivitätsanalysen stellte sich heraus, dass das Komplikationsrisiko besonders hoch war, wenn die Patientin in den letzten zwei Monaten Medikamente zur Linderung der Migräne eingenommen hatte (adjustierte Odds Ratio 1,49). Auch bei Frauen, die während der gesamten Schwangerschaft von Migräneanfällen berichteten, war es höher (aOR 1,32). Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass Migräne ein bisher unterbewerteter Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen sein könnte, so das Fazit der Forschenden. CW
Quelle: Miller EC et al.: Migraine and adverse pregnancy outcomes: the nuMoM2b study. Am J Obstet Gynecol 2022; doi: https://doi.org/10.1016/j. ajog.2022.04.049
ICD-Codes: O14.9 , O47.0

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