Suspektes CTG – Fortsetzung

Gyn-Depesche 4/2015

Sauerstoff? Jein!

In der Gyn-Depesche 2/2015 berichteten wir über eine Publikation, die den Wert der Sauerstoffgabe zur Verbesserung eines auffälligen CTG generell infrage stellte. Die Bewertung der Sauerstoffgabe könne man so nicht stehen lassen, meinte nun ein Gynäkologe aus den USA.

Dr. Thomas Garite von der University of California äußerte sich sehr klar zu dem zuvor im „American Journal of Obstetrics & Gynecology“ erschienenen Artikel: Die Schlussfolgerungen von Hamel MS et al. gingen viel zu weit und könnten nicht unterstützt werden.
Hamel hatte berichtet, dass man Schwangeren sub partu keinen Sauerstoff geben sollte, um fetale suspekte Herzfrequenzmuster zu behandeln. Insbesondere die dadurch entstehenden freien Radikale würden Reperfusionsschäden verstärken. Garite räumte daraufhin ein, dass ohne Zweifel während der Geburt zu häufig Sauerstoff gegeben werde. Und ja, Sauerstoff in hohen Dosen für eine lange Zeit kann in Organismen Schäden anrichten. Aber die Daten, dass ein erhöhter pO2 der Mutter zu einem erniedrigten pH des Fetus führe, seien bestenfalls „schwach“. Über die maternale Oxygenierung seien niemals derart hohe pO2- Werte beim Fetus zu erreichen, dass diese schädlich wirken könnten. Außerdem gebe es in anderen Situationen, wie z. B. bei Notfällen oder in der Anästhesie bei Operationen, hohe Sauerstoffapplikationen, ohne dass über schädliche Wirkungen von freien Radikalen berichtet worden wäre.
Zwei gute Dinge fand Garite dennoch an Hamels Bericht. Er könne dazu beitragen, dass zukünftig selektiver als bisher mit der Sauerstoffgabe umgegangen werde. Ärzte sollten sensibilisiert sein für die Tatsache, dass eine Sauerstoffmaske bei der betroffenen Mutter Ängste auslösen könnte, die möglicherweise selbst ungünstige Effekte haben könnten.
Die Schlussfolgerung, Sauerstoff in gegebenen Fällen nur zur Therapie der Mutter und nicht zur Verbesserung eines suspekten CTG zu geben, lehnt der Autor jedenfalls vehement und energisch ab. CB
Quelle:

Garite TJ et al.: Should we really avoid giving oxygen to mothers with concerning fetal heart rate patterns? Am J Obstet Gynecol 2015; 212(4): 459.e1

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x