HPV-Schriftzug als Würfel

Zervixkarzinom

Gyn-Depesche 6/2022

Schaden-Nutzen-Bilanz des HPV-Screenings sinkt

Eine Forschungsgruppe aus den Niederlande rechnete aus, wie sich Nutzen und Risiken des HPV-Tests in der zweiten und dritten Screening-Runde verändern.
In den Niederlanden wurde das nationale Programm zur Zervixkarzinom- Früherkennung 2017 von einem primär zytologiebasierten Verfahren auf die Detektion von Hochrisiko-HPV-Typen umgestellt. Frauen im Alter von 30 bis 60 Jahren erhalten seither alle fünf Jahre eine Einladung zur Teilnahme. Nach einem negativen Testergebnis bei 40- oder 50-Jährigen erfolgt das nächste Screening erst nach zehn Jahren. Mit der zweiten Einladungsrunde, die 2022 beginnt, sind veränderte Screening-Effekte zu erwarten: Zum einen sinkt die Prävalenz des Zervixkarzinoms in der Bevölkerung, weil aufgrund der höheren Sensitivität der HPV-Diagnostik in der ersten Runde mehr Läsionen entdeckt wurden, zum anderen nehmen erstmals auch HPV-geimpfte Frauen teil. Auf der anderen Seite fehlen in der zweiten Runde 45- und 55-jährige Frauen mit einem geringen Erkrankungsrisiko, weil sie zuvor einen negativen Test hatten. Das erhöht die relative Prävalenz.
Mit einem EDV-Programm zur Mikrosimulation berechnete man auf der Basis der durchgeführten HPV-Tests sowie der Zytologie- und Kolposkopiebefunde die Auswirkungen dieser Veränderungen. In der zweiten Runde, so das Ergebnis, sinkt die Zahl der primären Tests in der Arztpraxis um 26 %, die der Selbsttests um 22 %. In der dritten Runde wird ein weiterer Rückgang um jeweils 3 % vorausgesagt. Die Zahl der diagnostizierten CIN2- und CIN3-Lästionen reduziert sich in der zweiten Runde um 27 % bzw. 26 %, danach um 9 % bzw. 4 %. Auch die Zahl der Zervixkarzinome, die durch das Screening entdeckt werden, geht zunächst um 19 % zurück, steigt nach der zweiten Runde aber wieder um 5 % an.
Der potenzielle Schaden des Screening-Programms verringert sich in der zweiten Runde ebenfalls. Überdiagnosen, also klinisch irrelevante CIN0- und CIN1-Läsionen, nehmen um 18 % bzw. 27 % ab. Entsprechend sinkt die Zahl der Hysterektomien, ausgedehnten Exzisionen und Biopsien um jeweils 26 %. Insgesamt geht die Effektivität des Screenings geringfügig zurück: Die Zahl der notwendigen HPV-Tests pro detektiertem CIN2+ steigt in der zweiten Runde um 0,3 %, in der dritten um 3,9 %. Dies gilt besonders für die Altersgruppe bis 45 Jahre. CW
Quelle: Kaljouw S et al.: Shift in harms and benefits of cervical cancer screening in the era of HPV screening and vaccination: a modelling study. BJOG 2022; 129: 1862-9
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