Zerebrale Hormonwirkungen

Gyn-Depesche 1/2018

Schlaganfallrisiko in der Postmenopause

Offenbar schützen die weiblichen Geschlechtshormone – Östrogene und Gestagene – prämenopausale Frauen vor ischämischen Schlaganfällen. Eine postmenopausale Hormontherapie scheint hingegen keine neuroprotektive Wirkung zu haben. Warum ist dies so?

Epidemiologische Studien belegen: Neben Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen begünstigt auch der postmenopausale Hormonmangel die Entstehung von ischämischen Schlaganfällen. Doch über welche pathophysiologischen und molekularen Mechanismen beeinflussen die Geschlechtshormone die zerebrovaskuläre Gesundheit? Untersuchungen an Tieren lassen darauf schließen, dass 17b-Östradiol an intrazelluläre Rezeptoren in Endothelzellen und glatten Muskelzellen der Gefäße bindet und, beispielsweise durch die Freisetzung von Stickstoffmonoxid, die Relaxation der Gefäße fördert. Die zerebrovaskulären Hormonwirkungen beim Menschen sind im Gegensatz dazu nicht vollständig verstanden.
Eine Vielzahl tierexperimenteller Studien deutet auf eine neuroprotektive Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone hin. Diese Ergebnisse konnten in großen klinischen Untersuchungen jedoch nicht bestätigt werden: Eine signifikante Senkung des Schlaganfallrisikos war nicht nachweisbar. Im Gegenteil: Insbesondere Frauen im Alter über 60 Jahre müssen gemäß der aktuellen Datenlage unter einer Hormonsubstitution mit einem überdurchschnittlich hohen Schlaganfallrisiko rechnen. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Zum einen, so die Autoren, wurden die Tierexperimente vorwiegend an jungen, oophorektomierten Tieren durchgeführt. Die klinischen Studien unterschieden sich zudem im Hinblick auf die gewählten Einschlusskriterien.
Schlaganfälle treten in der Postmenopause häufiger auf als bei jüngeren Frauen und verlaufen schwerer, so das Fazit der Autoren. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sind notwendig um zu klären, welche Mechanismen hierfür verantwortlich sind. LO
Quelle:

Shekhar S et al.: Menopause and ischemic stroke: a brief review. MOJ Toxicol 2017; 3(4)

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