Laut den Leitlinien des American Congress of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) und der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) sollten HBV-infizierte Schwangere zu einem Spezialisten überwiesen werden, der die Routineüberwachung der Lebererkrankung und das Screening auf hepatozelluläres Karzinom (HCC) übernimmt. Dass dieser Empfehlung häufig nicht Folge geleistet wird, zeigten Forscher aus Massachusetts. Dort entbanden zwischen 2002 und 2012 291 Frauen mit bestehender chronischer HBV-Infektion (positiver HBsAg-Test). Das Durchschnittsalter der Patientinnen lag bei etwa 30 Jahren.
Während des im Schnitt etwa dreijährigen Follow-ups erhielten lediglich 47% der Frauen eine postpartale HBV-Versorgung bei einem Spezialisten (meist Gastroenterologen oder Hepatologen). 39% dieser Patientinnen wurden bereits während der Schwangerschaft untersucht. Patientinnen mit positivem HBsAg hatten eine mehr als viermal höhere Wahrscheinlichkeit für ein postpartales HBV-Follow-up (OR 4,45).
Im Jahr nach dem initialen positiven HBsAg- Testresultat wurden allerdings nur bei 19% der Patientinnen die in den Leitlinien vorgegebenen Werte überwacht (HBeAg, HBeAb, HBV DNA und ALT). Unter den Frauen, die ein entsprechendes Follow-up erhielten, war die Adhärenz mit 20 bis 44% zudem sehr gering. OH