Zika-Infektionen

Gyn-Depesche 5/2016

Schwangere nach Reisezielen fragen

Ob Olympische Spiele in Rio oder Strandurlaub in der Dominikanischen Republik: Wenn Frauen in ein Zika-Ausbruchsgebiet reisen, sollten sie mit einer Schwangerschaft vorsichtshalber warten. Was der heimische Gynäkologe sonst noch beachten muss, fassten britische Wissenschaftler zusammen.

Info

Weitere aktuelle Informationen zum Zika-Virus finden sich z. B. auf folgenden Internetseiten (teilweise in Englisch; bitte Groß- Kleinschreibung bei den Links beachten):

Derzeit breitet sich das Zikavirus nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in 50 Ländern in Mittel- und Südamerika aus. Darüber hinaus kommen Zika-Infektionen auch in Florida, im tropischen Afrika, Asien und den pazifischen Inseln vor. Übertragen wird das Virus vor allem durch die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti). Die ersten Symptome können drei bis zwölf Tage nach dem Stich einer infizierten Mücke auftreten. Der Verdacht auf eine Infektion besteht laut WHO bei Personen mit Hautausschlag oder Fieber sowie Konjunktivitis, Arthritis oder Arthralgie nach einer entsprechenden Reise. In vielen Fällen verläuft die Erkrankung aber unauffällig.
Als mittlerweile sicher sieht es die WHO an, dass zwischen einer Zika-Infektion in der Schwangerschaft und dem gehäuften Auftreten einer fetalen Mikrozephalie und anderen neurologischen Syndromen ein kausaler Zusammenhang besteht. Vermutlich am gefährlichsten ist eine Infektion im ersten Trimenon. In Brasilien, einer der Regionen mit der höchsten Zika-Verbreitung, wird das absolute Risiko eines betroffenen Kindes mit vier zu 1000 angegeben: Die Wahrscheinlichkeit für ein nicht geschädigtes Baby beträgt also selbst dort 99,6%.
Das Auswärtige Amt und die WHO empfehlen Schwangeren und Frauen, die eine Schwangerschaft planen, von Reisen in Zika-Ausbruchsgebiete Abstand zu nehmen. Bei unumgänglichen Reisen sollten sie auf konsequenten Mückenschutz durch langärmlige Kleidung, Repellentien und Moskitonetze achten. Nach der Heimkehr ist eine Konzeption weitere vier Wochen lang zu vermeiden.
Die Gefahr einer sexuellen Transmission wird zwar als sehr gering angesehen. Dennoch sollte die Frau auch auf konsequente Verhütung achten, wenn ihr Partner aus einer Ausbruchsregion zurückgekehrt ist: mindestens 28 Tage, wenn er symptomfrei bleibt, und sechs Monate nach einer überstandenen Infektion.
Schwangere, die kürzlich in einem Zika-Risikogebiet waren und bis zu zwei Wochen nach Reiseende entsprechende Symptome entwikkeln, sollten auf eine Zika-Infektion getestet werden – aber ebenso auf andere Reisekrankheiten wie Malaria, Dengue- oder Chikungunya-Fieber. Auch HIV und Syphilis sind auszuschließen. Allerdings ist die Zikavirus-RNA durch PCR nur in den ersten fünf bis sieben Tagen im Blut nachweisbar, im Urin vermutlich länger. Bei serologischen Tests aus dem Serum besteht die Gefahr einer Kreuzreaktion mit anderen Flaviviren. Auch bei einem negativen Testergebnis oder fehlenden Symptomen empfehlen die Autoren, das fetale Wachstum und die Schädelgröße im Vier- Wochen-Rhythmus sonographisch zu überwachen. Der Verdacht auf eine Mikrozephalie besteht, wenn der Schädelumfang mehr als zwei Standardabweichungen unterhalb des Mittels für das jeweilige Gestationsalter liegt oder Strukturanomalien des Gehirns erkennbar sind. In diesem Fall sollte die Patientin in ein Zentrum für Fetalmedizin überwiesen werden. Mithilfe eines MRT lassen sich dort ein geringes Hirnvolumen, assoziierte neurologische Störungen und intrakranielle Kalzifikationen diagnostizieren. Bei Bedarf kann eine Amniozentese mit PCRNachweis von Zikavirus-RNA in Betracht gezogen werden. Eine nachgewiesene Mikrozephalie wird unabhängig vom Gestationsalter als Indikation zur Termination angesehen. CW
Quelle:

Lissauer D et al.: Zika virus and pregnancy. BJOG 2016; 123: 1258-63

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