Im Jahr 2007 waren die Autor:innen einer Metaanalyse zu dem Schluss gekommen, dass Frauen mit HIV 5,8-mal häufiger ein Zervixkarzinom entwickeln als Frauen ohne HIV. Allerdings stammten die zugrundliegenden Daten ausschließlich aus einkommensstarken Ländern. Forscher:innen der TU München haben nun eine Aktualisierung dieser Zahlen publiziert, in der auch Daten aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Nettoeinkommen berücksichtigt wurden. Im Rahmen einer Metaanalyse werteten sie 24 Studien aus den Jahren 1981 bis 2016 aus, an denen 236.127 Frauen mit HIV teilgenommen hatten. Zudem flossen Daten der US-Aids-Organisation UNAIDS zur HIV-Prävalenz im Jahr 2018 ein sowie Informationen der International Agency for Research on Cancer.
Es zeigte sich, dass 5,8 % aller weltweit im Jahr 2018 neudiagnostizierten Zervixkarzinome bei Frauen mit einer HIV-Infektion auftraten. Mit einem relativen Risiko von 6,07 erkrankten HIV-Patientinnen also signifikant häufiger an Gebärmutterhalskrebs. 85 % aller Zervixkarzinom-Fälle bei HIV entfielen auf die Region Subsahara-Afrika. Am stärksten betroffen waren Süd- und Ostafrika.
„In Afrika gibt es zwar bereits Zervixkarzinom-Screenings, aber bislang hauptsächlich für Frauen, die einen höheren sozioökonomischen Status haben“, so Prof. Dr. Stefanie Klug vom Lehrstuhl für Epidemiologie der TU München in einer Pressemitteilung. Ziel müsse es sein, diese Abhängigkeit von ökonomischen Möglichkeiten aufzubrechen und zu erreichen, dass die HPV-Impfung und das Screening kostenfrei werden. RG
Sechsfach höheres Risiko bei HIV
Zum Zervixkarzinom-Risiko bei Frauen mit HIV gab es bislang nur Daten aus Ländern mit hohem Nettoeinkommen – die auch noch stark veraltet sind. Eine Studie im Fachmagazin Lancet Global Health lieferte jetzt neue Zahlen.
Quelle: Stelzle D et al.: Estimates of the global burden of cervical cancer associated with HIV. Lancet Glob Health 2021; 9(2): e161-e169
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